Die Turbulenzen auf dem Energiemarkt haben die deutschen Stadtwerke in weiten Teilen stark belastet. Höhere Einkaufspreise und Sicherheitsleistungen führten insbesondere seit August 2022 zu Liquiditätsengpässen. Die kommunalen Spitzenverbände brachten sogar einen Schutzschirm für die Stadtwerke ins Spiel.
Sinkende Rentabilität
Seither wurden die Preise für die Endverbraucher angehoben und im Gegenzug Preisbremsen eingerichtet sowie die Dezemberabschläge übernommen. Damit ist Geld des Bundes im System und die Gefahr von Zahlungsausfällen hat sich verringert. Inzwischen sind die Energiepreise wieder gesunken, doch einige strukturelle Probleme bestehen weiter. So kehren Discounter auf den Markt zurück und bieten kurzfristig beschaffte Mengen zu günstigeren Preisen an. Die „Cashcow“ Stadtwerke leidet bereits seit Jahren unter rückläufiger Rendite, wie eine Studie des Branchenverbands BDEW und der Beratungsgesellschaft EY bereits im Frühjahr feststellte. Das trifft auch die kommunalen Finanzen und den steuerlichen Querverbund, der insbesondere den ÖPNV finanziert.
Aktive Steuerung erforderlich
Nun hat sich der Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) der „Zukunft der kommunalen Energieversorger“ gewidmet. Die gleichnamige Studie des „BDU-Thinktank-Teams“ untersucht strategische Optionen für die kommunalen Stadtwerke. Von entscheidender Bedeutung sei vor allem „eine aktive Steuerung, die nicht nur passiv auf die deutlich gestiegenen Anforderungen reagiert, sondern die zukünftige strategische Ausrichtung in den Mittelpunkt aller unternehmerischen Anstrengungen stellt“.
Ausrichtung auf eine einheitliche Strategie
Dafür seien „die Strukturen und Prozesse der Organisation auf die neue, einheitliche Strategie hin auszurichten“, empfiehlt die Studie. Dazu müsse „die bestehende Infrastruktur ertüchtigt (bspw. Smart Grid oder H2-Readiness) und neue Geschäftsmodelle entwickelt werden. Zum anderen müssten die digitale Transformation in allen Geschäftsprozessen vorangetrieben sowie Skaleneffekte erschlossen werden“.
Personal- und Finanzmanagement gefordert
Im Personalbereich empfehlen die Autoren der Studie eine Klärung der zukünftig erforderlichen Qualifikationen sowie moderne Konzepte der Personalgewinnung und -führung. Das kommunale Beteiligungs- und Finanzmanagement müsse bei rückläufigen Gewinnen der Versorger „alternative Finanzierungsmodelle für strukturell defizitäre Bereiche“ finden.
Insolvenz im Schutzschirmverfahren möglich
Für die Unternehmen, die durch ungünstige Verträge oder hohe Altschulden belastet sind, empfehlen die Autoren der Studie die Prüfung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung. In dem „spannungsgeladenen Wettbewerbsumfeld“ könne eine umfassende Restrukturierung notwendig werden. Das könne durchaus eine Chance für einen Neustart sein, heißt es aus dem Thinktank.
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