Die Dortmunder Stadtwerke haben noch kurz vor Corona einen Schuldschein begeben. Die Pandemie beschäftigt jetzt aber auch CFO Jörg Jacoby, wie er im DNK-Gespräch erzählt.

Das Timing erwies sich im Nachhinein als glücklich: Im Januar haben die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) das Orderbuch für den 50 Millionen Euro schweren Schuldschein geschlossen. Kurz darauf nahm die Coronakrise Fahrt auf und machte Finanzierungen für Unternehmen in kommunaler wie in privater Hand beinahe unmöglich. 

„Wir sind froh, dass wir Anfang März closen konnten. Das wäre aktuell nicht mehr möglich“, sagt Jörg Jacoby, Finanzvorstand von DSW21. Allerdings hat das Management der Stadtwerke keineswegs vorausgeahnt, welche schwere Krise auf die Welt zukommt: „Der Zeitpunkt war zugegebenermaßen ein Glücksfall“, räumt Diana Bergau, stellvertretende Leiterin Finanzen, ein. „Wenn unser Fälligkeitenprofil eine Refinanzierung im Mai oder Juni verursacht hätte, wären wir genau in die Coronakrise geraten.“

DSW21: Schuldschein hat drei Tranchen

Der Schuldschein unterteilt sich nun in drei Tranchen á drei, fünf und sieben Jahren, wobei der größte Teil fest verzinst ist. Laut eigenen Angaben zahlt DSW21 unter 1 Prozent Zinsen. Bei der Platzierung ist DSW21 einen für das Unternehmen neuen Weg gegangen: Das Papier wurde über die digitale Plattform Finpair begeben. DSW21-CFO Jacoby wollte damit kein neues Zeitalter einläuten, er schätzt ebenso den traditionellen Weg: „Wir haben im Konzern schon gute Erfahrungen mit dem Instrument Schuldschein gesammelt, die NordLB war dabei Arrangeur“, sagt er. Das Hannoveraner Geldinstitut habe das Produkt ins Digitale ausgelagert, und „wir haben uns dann darauf eingelassen“. 

Die Finanzexperten von DSW21 zeigen sich dennoch zufrieden, da die Dortmunder neue Geldgeber gewinnen konnten. „Wir wollen unseren Investorenkreis möglichst divers halten, das ist uns mit dem Schuldscheindarlehen gelungen“, sagt Finanzchef Jacoby. „Aus Anwendersicht ist die Plattform wirklich gut zu bedienen. Bei Fragen wurden wir schnell unterstützt“, fügt die stellvertretende Finanzleiterin Bergau hinzu. „Das ist auch wichtig, weil das Tool ja einen Mehrwert bieten soll.“

Bergau zeigt sich vor allem angenehm überrascht, dass sie das Füllen des Orderbuchs live verfolgen konnte. „Ich war jederzeit über den neuesten Stand informiert.“

Coronakrise beschäftigt Dortmunder Stadtwerke

Jetzt, wo die Finanzierung fürs erste gesichert ist, kann sich das DSW21-Finanzteam ganz der Coronakrise widmen, die auch in Dortmund für Turbulenzen sorgt. Zwar sehen sich die ansässigen Stadtwerke gut gerüstet. Aber speziell der Flughafen, an dem DSW21 beteiligt ist und der im laufenden Geschäftsjahr erstmals mehr als 3 Millionen Passagiere befördern sollte, steht derzeit fast komplett still. „Wir müssen jetzt schauen, welche Auswirkungen das auf unsere Finanz-, Vermögens- und Ertragslage hat“, sagt CFO Jacoby. „Die Spuren werden wir aber nicht nur 2020 sehen, sondern auch in den kommenden Jahren.“

DSW21-Finanzchef Jacoby betont, dass es keine bestandsgefährdenden Themen gibt. Man verfüge über ausreichende Kreditlinien. Die durch das Coronavirus verursachten Kosten kann er aber noch nicht beziffern: „Die Frage nach Hochrechnungen wird mir auch von der Stadtspitze gestellt, allerdings sind hier genaue Prognosen noch nicht darstellbar“, erzählt er. „Wir haben im Öffentlichen Nahverkehr und in anderen Bereichen einen klaren Versorgungsauftrag, dem kommen wir auch nach“, so Jacoby.

j.eich(*)derneuekaemmerer(.)de

Info

Sie mögen den Einheitsbrei bei Finanzierungen nicht mehr? Dann folgen Sie unserer DNK-Themenseite Alternative Finanzierungen. Um bei den Verwerfungen rund um die Covid-19-Pandemie auf dem aktuellsten Stand zu bleiben schauen Sie regelmäßig auf die Themenseite Coronakrise

Aktuelle Beiträge