Die Auswirkungen der Coronakrise bekommen die Kämmereien auch im Anlagemanagement zu spüren. Im DNK-Interview spricht Kämmerin Christine Zeller über die Herausforderungen und Lösungen, die Münster in der Krise gefunden hat.

Wie wirkt sich die Coronakrise auf das Anlagemanagement der Stadt Münster aus?
Die Corona-Pandemie hat erhebliche gesamtgesellschaftliche Auswirkungen und beeinträchtigt insofern unsere Volkswirtschaft vollumfänglich. Auch im städtischen Anlagemanagement sind die Auswirkungen der Krise zu spüren. Die erste und wichtigste Auswirkung: Während wir noch im vergangenen Jahr einige Geldanlagegeschäfte getätigt haben, profitieren wir in diesem Jahr angesichts wegbrechender Steuereinnahmen von den Rückflüssen aus diesen Geschäften. Kurz- und mittelfristige Anlagegeschäfte haben wir 2020 noch nicht durchgeführt; vielmehr richtet sich der Blick auf die Versorgung mit Liquidität zur Sicherstellung der laufenden Aufgaben. Auch im langfristigen Geldanlagebereich können wir uns den Marktgegebenheiten natürlich nicht entziehen. Unsere städtischen Fonds müssen wie alle anderen langfristigen Kapitalanlagen derzeit den stürmischen Zeiten trotzen.

Wie reagieren Sie konkret auf diese Veränderungen im Anlagemanagement?
Die Abstimmung zwischen Stadt und Fondsmanagement ist in diesem Jahr sicherlich intensiver als zu normalen Marktzeiten. Ein besonderer Fokus liegt derzeit auf dem Aktienengagement. Der Investitionsgrad in Aktien und die Aktienselektion sind krisenbedingt angepasst worden. Leider geht bekanntlich auch von der Rentenseite seit einigen Jahren keine stabilisierende Wirkung auf die Wertentwicklung aus.

Der Blick richtet sich auf die Versorgung mit Liquidität zur Sicherstellung der laufenden Aufgaben.

Christine Zeller, Kämmerin

Basis bleibt der ministerielle Runderlass

Haben Sie in Münster auch die Anlagerichtlinien auf die derzeitigen Marktgegebenheiten hin angepasst?
Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, flexibel und schnell auf sich verändernde Marktbedingungen reagieren zu können. Wir haben unsere städtische Anlagerichtlinie daraufhin nochmals überprüft und aktualisiert. Zukünftig lassen wir unter anderem mehr Anlageklassen zu. Diese Öffnung soll dazu beitragen, gezielt einzelne Anlageformen beimischen zu können, wenn dies unter Risikogesichtspunkten vertretbar ist. Basis für die städtische Anlagerichtlinie ist und bleibt der ministerielle Runderlass zu kommunalen Kapitalanlagen in Nordrhein-Westfalen.

Parallel sind wir derzeit – trotz Corona – dabei, die grundsätzliche strategische Ausrichtung der Anlagerichtlinie und den weiteren Fokus auf Nachhaltigkeitskriterien zu erarbeiten.

Welche Entwicklungen erwarten Sie – abseits von der Coronakrise – beim Thema nachhaltige Geldanlage?
Wir haben seit einigen Jahren unsere Fonds unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten neu ausgerichtet. Aktien und Unternehmensanleihen, die die Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen, werden nicht in die Fonds aufgenommen. Gerade momentan ist es von Vorteil, dass wir uns mit unseren Fonds beispielsweise von den Entwicklungen auf den Märkten für fossile Brennstoffe abgekoppelt haben. Grundsätzlich ist das Thema Nachhaltigkeit meines Erachtens aber ein langfristiges. Viele wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass nachhaltig ausgerichtete Unternehmen gute Renditen erwirtschaften können, wenn Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn verstanden wird und branchenspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden.  

ak.meves(*)derneuekaemmerer(.)de

Info

Auszüge aus dem im Mai geführten Interview mit Christine Zeller, Stadtkämmerin von Münster, sind im Artikel Anlagemanagement in Zeiten von Corona" in der aktuellen Printausgabe 2/2020 von Der Neue Kämmerer erschienen. Hier geht es zum Abo.

Weitere Hintergründe finden Sie auf den Themenseiten Anlagemanagement und Coronakrise.

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