Schrumpfende Margen, zunehmende Regulierung und neue Wettbewerber: Das Kommunalkreditgeschäft der etablierten Banken ist in den vergangenen Jahren deutlich unter Druck geraten. Dennoch sehen Bankenvertreter das Geschäft mit Kommunen als Wachstumsfeld, zeigt eine neue Studie.

Von den Umbrüchen im Geschäft der Kommunalfinanzierung können die meisten Kämmerer ein Lied singen: Schreiben sie Kredite aus, erhalten sie heute deutlich weniger Angebote als noch vor einigen Jahren – auch wenn sich derzeit zumindest keine weitere Verknappung mehr abzeichnet. Wie aber beurteilen Bankenvertreter das Geschäft mit Kommunen? Wie wird sich der Markt angesichts neuer Wettbewerber und Geschäftsmodelle entwickeln? Diesen Fragen geht die Studie „Bankgeschäft mit dem Konzern Kommune“ des FINANCE Think Tank nach, die DNK exklusiv vorliegt. In die Analyse eingeflossen sind Interviews mit einem Dutzend Marktteilnehmern aus Sparkassen und Großbanken, Landes-, Förder- und Genossenschaftsbanken.

Rekommunalisierung: Der Konzern Kommune wächst

Die Quintessenz: Trotz aller aktuellen Schwierigkeiten sehen die Befragten das Kommunalgeschäft als Wachstumsfeld – einschneidende Veränderungen der Marktstruktur halten sie eher für unwahrscheinlich. Diese positive Prognose stützt sich zum einen auf die Erwartungen an das Wachstum des Marktes, das vor allem durch den immer weiter steigenden kommunalen Investitionsbedarf getrieben wird. Auch die Schuldenbremse für die Landeshaushalte ab dem Jahr 2020 wird nach Einschätzung der Banker ihren Beitrag zu dieser Entwicklung leisten: Bund und Länder dürften dann noch stärker Aufgaben auf die Kommunen abwälzen, um ihre eigenen Haushalte zu entlasten.

 

Zum anderen spielt der Trend zur Rekommunalisierung von Aufgaben der Daseinsvorsorge den Kommunalbankern in die Karten; der „Konzern Kommune“ wird tendenziell weiter wachsen. Zuletzt hatten beispielsweise die Städte Dresden und Rostock entsprechende Schritte angekündigt – Dresden holt die Stadtreinigung zurück, Rostock nimmt die Wasserversorgung wieder in die eigene Hand.

Fintechs: Banker bleiben gelassen

Gefallen am Finanzierungsgeschäft mit Kommunen haben in den vergangenen Monaten aber auch neue Akteure gefunden: Plattformen, meist von Start-ups betrieben, die mit standardisierten Ausschreibungsprozessen um die Gunst der Kämmerer buhlen. Für die befragten Banker laut Studie allerdings kein Grund zur Beunruhigung. Aus ihrer Sicht spricht die bislang geringe Zahl an bekannt gewordenen Transaktionen eine deutliche Sprache. Nach wie vor sei „der gelernte Weg zum Kredit das Fax“, heißt es. Zudem stünden die meisten Kämmerer kaum unter dem Druck, ihre Gläubigerbasis zu verbreitern. Nutzten sie Plattformen, würden sie über diesen Kanal häufig weiterhin die ihnen bekannten Banken adressieren. Dieses Vorgehen hatte zum Beispiel der Leiter Finanzen der Gemeinde Zermatt im vergangenen Jahr im Gespräch mit DNK beschrieben.

 

Der „Plattform-Gedanke“ würde sich dennoch zügig durchsetzen, glauben die Banker. Wirklichen Erfolg könnten die Plattformen aber erst dann haben, wenn die Banken dort selbst als Investoren aktiv würden.

 

Bei aller Gelassenheit: Zwei Faktoren gibt es doch, die das Kommunalgeschäft nachhaltig verändern könnten – die Bankenregulierung mit der voraussichtlich ab 2020 geltenden Leverage Ratio und außerdem eine mögliche Übernahme kommunaler Schulden durch Bund und Länder. Letzteres dürfte nach Einschätzung der Banker aber wenn überhaupt schleichend erfolgen.

Banken müssen Hausaufgaben machen

Für die Bankenvertreter scheint insgesamt aber klar zu sein: Allen Unkenrufen zum Trotz birgt das Kommunalkreditgeschäft eine Menge Potential. Die erfolgversprechende, wenn auch schwierige Marschrichtung: „Die Marktbearbeitung des Konzerns Kommune aus einer Hand“, heißt es in der Studie. Während sich in der Privatwirtschaft der Trend zur Zentralisierung der Bankbeziehungen immer weiter durchgesetzt habe, stecke er im öffentlichen Sektor noch in den Kinderschuhen, räumen die Banker ein.

 

Der Schlüssel zum Erfolg liege aber in der Aufbauorganisation der Bank. Wenn dieselben Kundenbetreuer sowohl für die Kommune als auch für deren Unternehmen verantwortlich seien, könne im Idealfall „eine Mischung aus lokaler Nähe und Industrieexpertise“ gelingen. Angesichts der Vielzahl von Entscheidungsträgern im Konzern Kommune bräuchten die Banken zudem eine deutliche breitere Vernetzung als im Firmenkundengeschäft – und sie dürften dabei die Anforderungen an die Produktseite nicht unterschätzen: „Es reicht nicht aus, die Branche des Kunden zu verstehen und die eigenen Angebote zu kennen.“

 

Vielmehr führe kein Weg am einem tiefen Verständnis der unterschiedlichen öffentlich-rechtlichen Rahmenbedingungen vorbei, um dem Kunden passgenaue und machbare Vorschläge unterbreiten zu können – diese Anforderungen würden heute aber noch nicht von allen Banken erfüllt.

 

s.nitsche(*)derneuekaemmerer(.)de

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