Die Diskussion über die von einigen Bundes- und Landespolitikern geforderte Abschaffung der Kita-Gebühren geht in eine neue Runde: In einer aktuellen Studie sprechen sich Forscherinnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) klar gegen eine Gebührenbefreiung für alle aus. Kommunen sollten vielmehr darüber nachdenken, gutverdienende Eltern stärker zur Kasse zu bitten als bisher. „Umfragen haben ergeben, dass Haushalte mit höheren Einkommen bereit sind, für eine Kita noch mehr zu zahlen als bisher – gelänge es, die Kita-Qualität zu steigern, wären die Zahlungsbereitschaften sogar noch höher. Deshalb sollte die erste Priorität sein, öffentliche Gelder statt für Beitragsbefreiungen für einen Ausbau der Kita-Qualität zu verwenden“, sagt Katharina Spieß, eine der drei Autorinnen der Studie.
Zugleich sollte nach Einschätzung der DIW-Forscherinnen dringend darüber nachgedacht werden, einkommensschwächere Haushalte und Alleinerziehende künftig noch gezielter und stärker zu entlasten. Immerhin 70 Prozent der Haushalte im unteren Einkommensbereich müssen laut Spieß aktuell für den Kita-Besuch ihres Kindes zahlen. Die Beiträge der armutsgefährdeten Haushalte seien im Vergleich mit denen der Normal- oder Gutverdiener mit rund acht Prozent des Haushaltseinkommens sehr hoch.
Kita-Beiträge steigen drastisch an
Insgesamt kommen die Forscherinnen zum Ergebnis, dass die Kita-Gebühren in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Gaben Eltern im Jahr 2005 für die Betreuung ihrer unter drei Jahre alten Kinder noch monatlich 98 Euro aus, waren es laut DIW zehn Jahre später schon 171 Euro.
Die Autorinnen der Studie sprechen sich für progressivere Beitragsstaffelungen aus, die bundesweit verbindlich sein sollten. „Es sollte Schluss sein mit dem Flickenteppich aus Bundesländern, in denen die Kita für niemanden etwas kostet, und anderen Bundesländern, in denen selbst armutsgefährdete Familien mit vergleichsweise hohen Summen zur Kasse gebeten werden“, sagt Spieß.
Kommunen investieren viel Geld in den Kita-Ausbau
Mit der Kritik an beitragsfreien Kitas für alle sprechen die DIW-Expertinnen auch den kommunalen Spitzenverbänden aus dem Herzen. Reinhard Sager (CDU), Präsident des Deutschen Landkreistages und Landrat in Ostholstein, sagte der F.A.Z., dass die Beiträge der Eltern gebraucht würden, um neben dem quantitativen Ausbau der Kinderbetreuung auch in Qualität zu investieren.
Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes hatte bereits während des Bundestagswahlkampfs vor einer flächendeckenden Abschaffung der Kita-Beiträge gewarnt. Die kommunalen Ausgaben für die Kitas lägen bereits jetzt bei jährlich 26,8 Milliarden Euro. „Die Kita-Beiträge machen dabei nur 3,8 Milliarden aus“, sagte der Verbandschef. Zentrale Herausforderung der Städte und Gemeinden müsse der weitere Ausbau der Kinderbetreuung sein. Immer mehr junge Mütter würden ihr Kind bereits im Alter von einem Jahr in die Kita geben wollen. Um dies zu ermöglichen, bräuchten die Kommunen Einnahmen aus den Beiträgen sowie eine stärkere Unterstützung durch den Bund.
a.mohl(*)derneuekaemmerer(.)de