Für die kommunale Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise fordert der Deutsche Städtetag eine Unterstützung von Bund und Ländern in der Größenordnung von zwei Milliarden Euro. Das Geld müsse innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre zur Verfügung stehen. Darauf wies der Vizepräsident des kommunalen Spitzenverbands, Oberbürgermeister Markus Lewe aus Münster, bei einem virtuellen Pressegespräch am vergangenen Mittwoch hin.
Kinder und Jugendliche gehörten zu den Gruppen, die mittelbar am stärksten von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen sind, so Lewe. Entsprechend schlägt der Städtetag einige Maßnahmen vor, die dieser Betroffenheit entgegenwirken sollen. Die Städte seien dazu bereit, solche Hilfsangebote aufzubauen. Für deren Finanzierung bräuchten die Kommunen allerdings die Unterstützung von Bund und Ländern.
Homeschooling-Belastung abfedern
Zu den Vorschlägen des Städtetags gehört der Aufbau zusätzlicher Kapazitäten in der Schulsozialarbeit und in der Familienberatung sowie erlebnispädagogische und psychosoziale Hilfen. Als eine Entlastung für Familien schlägt er außerdem sogenannte Study Halls vor. Hier können – beispielsweise in den Räumlichkeiten von Jugendzentren oder Kultureinrichtungen – Kinder und Jugendliche unter der Beachtung von Hygieneregeln gemeinsam lernen und Hausaufgaben machen. Dies soll die durch das Homeschooling erzeugte Belastung abfedern.
Grundsätzlich spricht sich der Städtetag dafür aus, vorhandene Förderstrukturen zu stärken sowie durch lokale Maßnahmen – etwa Freizeit- und Erholungsangebote – zu ergänzen. Letzteres betrifft auch die Quartiersarbeit oder Mentorenprogramme vor Ort. Zudem müsse das Augenmerk darauf gerichtet sein, dass Jugendlichen ein reibungsloser Übergang von der Schule ins Berufsleben möglich sei, betont Lewe. In Zeiten der Pandemie gelte es also, Instrumente wie Praktika oder Orientierungskurse entsprechend zu organisieren.
Mangel an Bildungsangeboten
Gerade in den Lebensphasen von Kindern und Jugendlichen fänden wichtige „Weichenstellungen“ für die Zukunft statt. Doch in Zeiten von massiven Kontaktbeschränkungen seien diese prägenden Momente oft besonders herausfordernd und umso schwerer zu bewältigen. An vielen Stellen fehlten Begegnungen und Interaktion, erklärt Lewe. Die sozialen Infrastrukturen etwa in Schulen und Kitas, Feriencamps oder in Vereinen seien aufgrund der Coronakrise nur eingeschränkt leistungsfähig. Lewe stellt einen Mangel an Beschäftigungs-, Bewegungs- und auch Bildungsangeboten fest.
Zudem beschreibt er die Zunahme psychischer Krisen und die steigende Gefahr von Süchten. Davon seien vor allem Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen oder zugewanderten Familien bedroht. Die soziale Balance zu fördern, sei eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betont Lewe.
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