Stadtwerke haben es zunehmend schwer, sich zu finanzieren. Zwar bleiben Insolvenzen wie in Gera vorerst Einzelfälle. Doch immer mehr Kommunalversorger haben so schwache Finanzrelationen, dass sie nicht mehr den Stempel „Investmentgrade“ bekommen können. Zu diesem Ergebnis kommt die Ratingagentur Scope, die die Kreditqualität von 30 Stadtwerken auf Basis öffentlicher Daten untersucht hat. Es handelt sich um kommunale Versorger mit unterschiedlichen Umsatzgrößen, aus unterschiedlichen Regionen und mit unterschiedlichen Integrationsgrad.
Über den Zeitraum der vergangenen vier Jahre ist die Entwicklung dramatisch: Trotz eines Umsatzwachstums von rund 2 Prozent ist die Profitabilität, gemessen am Ebitda, im Schnitt um 4 Prozent gesunken. Gleichzeitig ist die absolute Verschuldung gestiegen. „Die abnehmende Profitabilität aus dem Kerngeschäft, geringere Cashflows aus Beteiligungen sowie die zunehmende Außenfinanzierung schlagen sich entsprechend negativ in zum Teil deutlich negativen Free Cashflows nieder“, sagt Scope-Analyst Sebastian Zank. Der Leverage habe sich im Mittel von 2,0x auf 3,4x erhöht. Besonders für Stadtwerke mit Ergebnisbelastungen aus Anlagen zur konventionellen Stromerzeugung gelte dieser Trend. „Das ist aus Ratingsicht eine sehr negative Entwicklung“, ergänzt Zank.