Ifo-Präsident Clemens Fuest hat sich erneut für eine grundlegende Reform der Gewerbesteuer eingesetzt. Die starke Abhängigkeit der Kommunen von der Gewerbesteuer berge Gefahren, warnte er auf einer Pressekonferenz in Berlin. Steigende Gewerbesteuern in wirtschaftlich schlechten Zeiten belasteten nicht in erster Linie die Eigentümer von Unternehmen, sondern würden zu einem beträchtlichen Maß an die Arbeitnehmer der betroffenen Betriebe weitergegeben – laut ifo-Berechnungen werde 51 Prozent der Gesamtlast der Unternehmensbesteuerung durch negative Effekte bei den Löhnen direkt auf die Beschäftigten abgewälzt. „Damit droht Kommunen ein Teufelskreis aus wachsender Steuerbelastung und wirtschaftlicher Stagnation“, sagte Fuest.
In welcher Relation die Entwicklungen der Hebesätze zu der Entwicklung der Reallöhne stehen, zeigt eine aktuelle Studie des ifo-Instituts, deren Langfassung nun veröffentlicht worden ist. Eine Vorabfassung war bereits im Oktober erschienen. Lagen die durchschnittlichen Hebesätze im Jahr 2002 noch bei 386 Prozent, beträgt der deutschlandweite Schnitt im Jahr 2016 400 Prozent, wobei die Veränderungen in den einzelnen Bundesländern stark voneinander abweichen. Während die Hebesätze in Sachsen-Anhalt und Brandenburg im Schnitt heute sogar unter denen von 2002 liegen (Sachsen-Anhalt: von 346 auf 323; Brandenburg: von 323 auf 316), haben Kommunen in Thüringen die Sätze durchschnittlich um satte 20 Prozentpunkte auf 404 Prozent erhöht. Ähnlich stark haben die Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern an der Steuerschraube gedreht, und die Sätze im Mittel von 314 auf 369 Prozent angehoben – ein Plus von über 17 Prozentpunkten. Spitzenreiter in absoluten Zahlen sind die Stadtstaaten Hamburg und Bremen mit Hebesätzen von 470 bzw. 460 Prozent im Jahr 2016, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 452 Prozent.