Sven Gerich (SPD), Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden, steht unter Korruptionsverdacht. Im Mittelpunkt der sogenannten „St. Tropez-Affäre“ stehen die Beziehungen des Stadtoberhaupts zu dem Unternehmer Roland Kuffler, der sich wiederum in einer Geschäftsbeziehung mit einem Wiesbadener Eigenbetrieb befindet. Gerich hat im Urlaub in Südfrankreich mit seinem Ehemann Helge mehrfach in den Häusern der Familie Kuffler übernachtet. In der Kritik steht der Oberbürgermeister auch, weil er eine Einladung des Unternehmers zum Wiesn-Einzug auf dem Münchner Oktoberfest angenommen und mit den Kufflers in deren Haus in Aurach zu Abend gegessen hat.
Die CDU-Ratsfraktion spricht mit Blick auf die Urlaube des Oberbürgermeisters von einem zumindest „fragwürdigen“ Verhalten von Gerich. In einem Berichtsantrag fordern die Konservativen den OB auf, Stellung zu den Einladungen zu nehmen, die er in den vergangenen Jahren angenommen hat. Unter anderem will die CDU wissen, ob Mitglieder der Familie Kuffler bei den Frankreichbesuchen der Gerichs anwesend waren. Gefragt wird aber auch, ob der OB mit seinen Gastgebern über Themen gesprochen hat, die im Zusammenhang mit der Geschäftstätigkeit des Unternehmers in Wiesbaden stehen.
Gerich hatte gleich nach Bekanntwerden der Vorwürfe versucht, seinen Kritikern mit einer „Transparenzoffensive“ den Wind aus den Segeln zu nehmen. Von dieser zeigte sich die CDU jedoch enttäuscht und legte deshalb mit einem detaillierten Fragenkatalog nach. Die Bürger hätten einen Anspruch auf „eine vollständige Auflistung aller anzeigepflichtigen Einladungen, die der Oberbürgermeister seit seinem Amtsantritt angenommen hat“, betont Bernd Wittkowski, der parlamentarische Geschäftsführer. Nur so könne der OB den Verdacht der Vorteilsnahme als unbegründet ausräumen und Schaden von der Stadt abwenden. Gerich müsse die Angaben so vorlegen, „dass sie im Detail von den Kontrollgremien der Landeshauptstadt Wiesbaden und des Landes Hessen überprüft werden können“, fordert die CDU.