Cottbus macht aus der leeren Kaufhof-Filiale ein Bürgerzentrum. Der Clou: Der Kauf des Gebäudes soll den laufenden Haushalt sogar entlasten.

Nachdem der Warenhauskonzern Galeria-Karstadt-Kaufhof angekündigt hat, seine örtliche Filiale zu schließen, plant die Stadt Cottbus den Kauf der Immobilie. Sofern die Kommunalaufsicht dem nicht im Weg steht, nimmt die Kommune dafür einen 15-Millionen-Euro-Kredit auf. Der finanzpolitische Clou: Vom Immobiliengeschäft erwartet sich die Stadt nicht nur neue Handlungsmöglichkeiten für ihre Innenstadtentwicklung, sondern auch positive Effekt auf ihren Haushalt.

Bessere Wirtschaftlichkeit der Verwaltungsstandorte

„Das Gesamtvorhaben bringt eine bessere Wirtschaftlichkeit bei den Kosten für Verwaltungsstandorte. Dies ist auch die Grundlage für die Aufnahme eines Kredites“, sagt Oberbürgermeister Tobias Schick. Die Idee ist, Verwaltungseinheiten, für die bislang Raumkapazitäten angemietet sind, in der Kaufhof-Immobilie zu bündeln. So will die Stadt das Gebäude nutzen, um Mietkosten einsparen. Zugleich erwartet sie von der Übernahme gültiger Mietverträge und der Vermietung von Räumen an Geschäftsleute zusätzliche Einnahmen.

In einer Sondersitzung kam die Stadtverordnetenversammlung am 10. Mai zusammen, um über den Nachtragshaushalt abzustimmen. Laut der Beschlussvorlage geht die Stadt bei Umsetzung ihrer Pläne von einer Reduktion ihrer Mietaufwendungen für bisher angemietete Verwaltungsstandorte in Höhe von 100.000 Euro im Jahr 2024 aus. Mit dem Umzug weiterer Einheiten wächst die Summe auf 900.000 Euro ab dem Jahr 2026. Die städtischen Mieterträge aus zu übernehmenden Verträgen liegen demnach bei 700.000 Euro jährlich ab 2024.

Kaufhof-Übernahme: Innenstadtbrache verhindern

Damit entsprechen die zusätzlichen Einnahmen und Ersparnisse grob den vorgesehenen Raten, die die Stadt bei der Aufnahme des 15-Millionen-Euro-Kredits für Zins und Tilgung aufzubringen hat. Die jährlichen Zinsen liegen bei 400.000 Euro ab 2024, die Tilgung beträgt 1,2 Millionen Euro ab 2024. Als einmalige Aufwendungen für Umzüge kalkuliert die Stadt mit 400.000 Euro. Mit jährlich 200.000 Euro wird die Immobilie ab 2024 bilanziell abgeschrieben.

Unter den von den Filialschließungen des Warenhauskonzerns betroffenen Standorten ist Cottbus eine der ersten Städte, die konkret eine Übernahme der Immobilie forcieren. Damit will Cottbus Innenstadtentwicklung betreiben. Mit der Belebung der städtebaulich markant gelegenen Immobilie lasse sich ein „großer Problemstandort im Kern der Innenstadt verhindern“, so Schick. Eine Brache in der City dürfe nicht entstehen. Die Kaufhof-Filiale in Cottbus soll laut Beschlussvorlage zu einem modernen Verwaltungsstandort mit Bürgerzentrum, Bibliothek und Stadtarchiv umgebaut werden. Damit will die Stadt dazu beitragen, die Publikumsfrequenz in der Innenstadt zu erhalten.

a.erb@derneuekaemmerer.de

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