Christian Lanzrath soll in der Stadt Rheinbach Nachfolger von Kämmerer Walter Kohlosser werden. Das bestätigte die Stadt auf Anfrage gegenüber DNK. Kohlosser war Ende 2022 nach über 50 Jahren in Diensten der Stadt in den Ruhestand gegangen. Nun möchte Bürgermeister Ludger Banken Lanzrath zunächst als Leiter des Fachbereichs Finanzmanagement einstellen und ihn zu einem späteren Zeitpunkt zum Kämmerer bestellen. Aktuell arbeitet Lanzrath noch für das Eisenbahnbundesamt, mit dem man „hinsichtlich der Versetzung derzeit im Austausch“ sei, teilte der Sprecher weiter mit.
Lanzrath wurde 1987 in Bonn geboren und ist Co-Vorsitzender der SPD in Alfter, einer Nachbargemeinde von Rheinbach. Den Angaben seines SPD-Ortsvereins zufolge hat er im Jahr 2010 die Staatsprüfung zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) an der FHÖV NRW in Köln absolviert.
CDU: Rheinbach hat keinen neuen Kämmerer
In den vergangenen Wochen hatte es in der Rheinbacher Lokalpolitik große Unstimmigkeiten bei der Suche nach einem Nachfolger für Walter Kohlosser gegeben. Die CDU-Stadtratsfraktion warf dem Bürgermeister in einer offenen Mitteilung vor, „einen Bewerber eingestellt [zu haben], der die Qualifikation zum Kämmerer nicht vorweisen kann“. Rheinbach habe insofern „entgegen den Veröffentlichungen keinen neuen Kämmerer und wird diesen auch auf absehbare Zeit nicht haben“. Welche Qualifikationen Lanzrath fehlen, ist nicht bekannt. Eine entsprechende Anfrage dieser Zeitung an die CDU-Fraktion blieb unbeantwortet.
Die CDU betonte in ihrer Mitteilung zudem, dass sie und die Grünen sich bereits im Oktober für eine Ausschreibung der Stelle stark gemacht hätten. Der Bürgermeister jedoch würde versuchen, „seinen Wunschkandidaten mit aller Macht durchzudrücken“. Der Rat habe die Ernennung Lanzraths allerdings mit den Stimmen von Mitgliedern mehrerer Fraktionen abgelehnt.
Bürgermeister: Verfahren ist abgeschlossen
Diese Entscheidungskompetenz stehe dem Bürgermeister kommunalrechtlich auch zu, erklärte der Sprecher der Stadt gegenüber DNK. Wenn zwischen Rat und Bürgermeister kein Einvernehmen bestehe, könne der Rat mit einer Zweidrittelmehrheit über die Besetzung einer Fachbereichsleitung entscheiden. Werde die Mehrheit verfehlt, falle die Entscheidungskompetenz wieder an den Bürgermeister. „Dies ist so für die Besetzung der Fachbereichsleitungsstelle (…) erfolgt“, heißt es weiter. „Das Verfahren ist abgeschlossen.“
Das sieht die CDU offenbar anders. Die Fraktion weist darauf hin, dass in den offiziellen Sitzungen gerade keine Abstimmung über die Kämmererstelle erfolgt sei. Zudem wirft sie Banken Formfehler bei der Vorbereitung der Sitzungen vor. Ob der Dissens noch zu einem Nachspiel führt, scheint derzeit unklar. Für Lanzrath dürfte er in jedem Fall einen alles andere als angenehmen Start verheißen, sobald sein aktueller Arbeitgeber ihm grünes Licht für den Wechsel erteilt.
Die Stadt Rheinbach mit rund 27.000 Einwohnern gehört zum Rhein-Sieg-Kreis und liegt südwestlich der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn.
s.doebeling@derneuekaemmerer.de