Roland Wintzen hat als Finanzbürgermeister der Stadt Reutlingen ein großes Aufgabengebiet. So fallen in seinen Verantwortungsbereich nicht „nur“ die Finanzen der Stadt, sondern auch die öffentliche Ordnung, Wirtschaftsförderung, Liegenschaften, Feuerwehr, Stadtreinigung, Friedhöfe, der städtische Forst, Technische Betriebsdienste, Winterdienst, ein Weinberg und die Grünpflege.
Zwar ist Wintzen bei der Stadt bereits seit Anfang 2011 als Amtsleiter tätig, jedoch erst seit Mitte November 2021 als Finanzbürgermeister. „Mein Ziel war es, jeden meiner Bereiche einmal kennenzulernen“, erklärt er. Das sei in der 116.000 Einwohnerstadt bei den Führungskräften üblich, doch sein Einsatz zusammen mit der Grünpflege sei schon etwas Besonderes gewesen.
Bis dahin hatte er in den Ämtern seines Aufgabengebiets etwa einen halben Arbeitstag verbracht, um mit den Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Wichtig sei ihm dabei vor allem, einen Eindruck von der Arbeit und den Schwierigkeiten vor Ort zu bekommen.
Finanzbürgermeister mit der Grünpflege unterwegs
Als Wintzen dann wie geplant zu seinem Vormittag bei der Grünpflege, einer Einheit der Technischen Betriebsdienste, vorbeikam, hieß es dort: „Nett, dass Sie uns besuchen. Wenn Sie die Leute sehen wollen, dann müssen Sie allerdings rausgehen.“ Das hat der Finanzbürgermeister dann auch spontan gemacht und war letztendlich etwa einen Zweidritteltag mit der Abteilung zum Heckenschneiden unterwegs. „Es war wirklich eine gänzlich neue Erfahrung, draußen an einer viel befahrenen Straße zu arbeiten“, sagt Wintzen über das „Praktikum“.
Vor allem beeindruckt habe ihn, wie körperlich anstrengend es ist, die Arbeit mit schwerem Gerät zu verrichten. Auch den Lärm an der Straße hätte er ohne den Einsatz direkt vor Ort unterschätzt. „Der Geräuschpegel an der Straße war schon erstaunlich“, sagt er. Mittags ist der Finanzbürgermeister mit den Kollegen in die Kantine gegangen. Das hat nicht nur ihm gefallen, sondern „der Trupp fand es, glaube ich, ziemlich gut, dass wir auch zusammen zu Mittag gegessen haben“, sagt Wintzen. Für sich selbst habe er sich vorgenommen, künftig etwa einmal im Jahr direkt bei den Ämtern vor Ort vorbei zu schauen. Denn dies sei eine wertvolle Erfahrung, um die Anforderungen in den jeweiligen Ämtern richtig einschätzen zu können, auch im Hinblick auf die Finanzen. Doch das Beste, was man haben könne, seien gute Mitarbeiter in jedem Arbeitsbereich.