Die Stadt München hat erfolgreich eine Anleihe platziert. Im DNK-Interview spricht Kämmerer Christoph Frey über die Transaktion – und warum das Coronavirus bei der Platzierung geholfen hat.

Herr Frey, die Stadt München zapft erstmalig seit Mitte der neunziger Jahre wieder den Anleihenmarkt an und hat vor kurzem 120 Millionen Euro platziert. Wieso haben Sie sich entschieden, die Anleihe gerade jetzt zu begeben? Die Märkte waren ja eher unruhig.
Ja, das Coronavirus und andere Entwicklungen haben die Märkte und damit auch Finanzprodukte tatsächlich unter Druck gesetzt. Auf unsere Konditionen haben sich diese Unruhen positiv ausgewirkt. Der Zinskupon wurde spürbar nach unten gedrückt. Für die Bürger, denen wir mit der Anleihe ein Angebot machen wollen, war dies aber leider kein Vorteil, wobei sie ihre Anlageentscheidung nicht allein nach der Renditehöhe treffen.

Es ist die erste Anleihe der Stadt München seit 1995. Warum haben Sie sich nach so langer Zeit wieder für diese Finanzierungsvariante entschieden?
Wir wollen mit den Mitteln aus der Anleihe Wohnimmobilienprojekte finanzieren und so die Situation am Immobilienmarkt für die Bürger entspannen. Das Thema hat in München hohe Priorität. Letztlich ist es das Antizipieren einer gesellschaftlichen Diskussion: Teile der Bürgerschaft diskutieren vor dem Hintergrund der knappen Wohnraumressourcen und steigender Mietpreise, wie die Kommune dieser Entwicklung in München entgegenwirken kann. Da gab es eine ganze Reihe an Instrumentarien, die wir uns angeschaut haben. Letzten Endes war die Anleihe die Option, die für die Stadt München am besten gepasst hat.

„Es ist das Antizipieren einer gesellschaftlichen Diskussion.“

Christoph Frey, Kämmerer

Als erste europäische Großstadt haben Sie nun einen „Social Bond“ begeben. Was bedeutet das konkret?
Die soziale Anleihe ist ein relativ neues Finanzierungsinstrument. Die Mittel fließen ausschließlich in Immobilienprojekte, die dem Gemeinwohl nutzen. Klassischerweise gehen solche Transaktionen nur an institutionelle Investoren, bei uns können aber auch private Anleger investieren.

Münchens Treasury hat Anleihe-Knowhow

Hatten Sie Anleiheexperten bei sich im Team, oder waren Sie größtenteils vom Berater-Know-how abhängig?
Wir haben bei uns im Treasury zwei Kolleginnen, die vorher bei großen Banken gearbeitet haben. Die hatten schon eine gewisse Nähe zum Thema Anleiheemission. Dann haben wir gemeinsam mit der Bayern LB, der Unicredit und der städtischen Sparkasse Fachinstitute, die schon seit Jahrzehnten in Finanzbeziehungen zur Stadt München stehen und eine sehr gute Beratung ermöglicht haben.

Wie stellen Sie sich denn Ihre künftige Finanzierungsstruktur vor? Planen Sie, das große Investitionsprogramm der Stadt diversifiziert zu finanzieren?
Wir haben nicht zwingend die Notwendigkeit, eine ganze Palette an Instrumenten durchzudeklinieren. Auf absehbare Zeit haben wir eine ausgezeichnete Bonität. Mit dem klassischen Kommunalkredit kommen wir also gut klar. Aber es ist schön, Optionen zu haben. Wenn wir das Instrument Anleihe in Zukunft nutzen möchten, sind wir jetzt vorbereitet und könnten sogar höhere Beträge finanzieren. Neben sozialen Verwendungszwecken haben wir auch zahlreiche Themen in der Stadt, die eher ökologische Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.

Also ist auch ein Green Bond denkbar? 

Ja, in einer Beschlussvorlage hat der Stadtrat die Klimaziele zuletzt nochmals deutlich nach oben geschraubt. Das gilt für alle Neubauten und auch für Schulen. Wir haben eine ganze Menge grüne Projekte, die wir in Zukunft finanzieren müssen.

j.eich(*)derneuekaemmerer(.)de

Info

Der Artikel ist nur ein Ausschnitt aus einem längeren Interview mit Christoph Frey. Weitere Hintergründe zur Anleihe sowie zum milliardenschweren Investitionsprogramm finden Sie im vollständigen Gespräch in unserer neuen DNK-Ausgabe 1/2020, die am 13. März 2020 erscheint.

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