Bisher hat nur eine Minderheit von Kommunen Kredite über Online-Plattformen ausgeschrieben. Das Interesse an der digitalen Suche nach Kreditgebern ist aber da, zeigt eine Studie – allerdings müssen Kämmerer oftmals noch politische Überzeugungsarbeit leisten.

Wie offen sind Deutschlands Kämmerer für die Ausschreibung von Krediten auf Online-Plattformen? Dieser Frage ist das Fintech Loanboox in einer Studie nachgegangen, die in Kooperation mit der TUM School of Management an der TU München entstanden ist. Die Ergebnisse lagen DNK vorab exklusiv vor. Teilgenommen haben 106 Kämmerer aus Kommunen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt mit durchschnittlich rund 22.000 Einwohnern.

15 Prozent haben schon online ausgeschrieben

Die Ergebnisse zeigen: Eine online-gestützte Ausschreibung ist immer noch die Ausnahme. Nur 15 Prozent der Befragten haben bereits Kreditgeber über Plattformen angesprochen – der Anteil der tatsächlich abgewickelten Transaktionen dürfte noch einmal deutlich niedriger sein, allerdings sind bislang praktisch keine konkreten digitalen Finanzierungen von Kommunen bekannt.

Die Mehrheit der Kämmerer (61 Prozent) kann sich aber zumindest in der Theorie vorstellen, über eine Plattform auszuschreiben – 24 Prozent hingegen schließen diesen Weg aktuell aus. Damit zeigen sich die Befragten der Loanboox-Studie insgesamt deutlich offener gegenüber Plattformen, als dies noch im DNK-Panel im Mai dieses Jahres der Fall war: Hier hatten lediglich 7 Prozent angegeben, bereits Plattformen genutzt zu haben, und 39 Prozent Interesse bekundet – 55 Prozent sahen dagegen noch keinen Bedarf für den Schritt zur digitalen Ausschreibung.

Kämmerer im Süden zurückhaltender

Ein interessanter Aspekt der aktuellen Studie: Drei Viertel der noch zurückhaltenden Teilnehmer stammen aus Bayern und Baden-Württemberg. Auch wenn hier die Vermutung nahe liegt, dass die tendenziell finanzstarken Kommunen aus dem Süden wegen guter Angebot auf herkömmlichen Weg weniger Plattform-interessiert sind – diesen Schluss stützt die Studie nicht. Denn auch im gesamten Feld der Teilnehmer ist von einer echten Angebotsknappheit kaum etwas zu spüren: Zwar haben 42 Prozent in den vergangenen Jahren ein schrumpfendes Angebot beobachtet; für 86 Prozent ist es aber dennoch weiterhin keine Herausforderung, Angebote zu erhalten.

Stattdessen dürften es eher praktische und politische Fragen sein, die in einigen Kommunen noch für Zurückhaltung sorgen. Als Hürden benennen die Befragten neben fehlenden Erfahrungswerten unter anderem konservative Verwaltungsmechanismen und mangelnde politische Akzeptanz, etwa im Stadtrat. Keine Rolle spielen demgegenüber regulatorische Fragen: Hier haben 71 Prozent keinerlei Bedenken in Bezug auf Online-Plattformen.

Hausbankenbeziehung bleibt wichtig

Unabhängig davon, wie die Teilnehmer zur Nutzung von Plattformen stehen, ist für die breite Masse allerdings nach wie vor die Beziehung zur Hausbank essentiell. 94 Prozent halten ein gutes Verhältnis zur „ihrer“ Bank für wichtig oder eher wichtig – und die breite Mehrheit (92 Prozent) wendet sich mit ihren Ausschreibungen an den Kreis ihrer örtlichen oder regionalen Sparkassen und Volksbanken oder an überregionale Banken (79 Prozent).

Aber auch diese Akteure sprechen die Kommunen immer stärker über Plattformen an, wie schon andere Erhebungen gezeigt haben. So ist auch eine Befragung unter Kommunalkundenbankern im Sommer zu dem Schluss gekommen, dass der Plattform-Gedanke sich schnell durchsetzen wird. Durchschlagenden Erfolg, so die Ansicht der Banker, dürften Plattformen aber erst dann haben, wenn die Banken dort flächendeckend als Investoren auftreten würden.

s.nitsche(*)derneuekaemmerer(.)de

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