Die Energiekonzerne Eon und RWE wollen gemeinsam ihr Energiegeschäft neu aufstellen – und damit das Ende der RWE-Tochter Innogy besiegeln. Die Pläne stießen bei einigen kommunalen RWE-Aktionären zunächst auf Skepsis.

Die Nachricht schlug am Wochenende ein wie eine Bombe: Die Energiekonzerne RWE und Eon wollen künftig gemeinsame Sache machen. Wie aus einer am Sonntag veröffentlichten Pflichtmitteilung hervorgeht, will Eon von RWE deren Anteile an der Tochter Innogy vollständig übernehmen. RWE hatte Innogy im Oktober 2016 an die Börse gebracht und 76,8 Prozent der Anteile selbst behalten. Dieses Paket soll der nun getroffenen Grundsatzvereinbarung zufolge an Eon verkauft werden, im Gegenzug soll RWE unter anderem Eon-Anteile in Höhe von 16,67 Prozent erhalten.

 

Ziel der Übernahme ist eine völlige Neuordnung des Energiegeschäfts: Das Geschäft mit Erneuerbaren Energien soll nach dem Vollzug unter dem Dach von RWE gebündelt werden, Eon soll sich künftig auf die Segmente Netzgeschäft und Vertrieb konzentrieren. Mit diesem Schritt wäre gut zwei Jahre nach dem Start das Ende der Tochter Innogy besiegelt.

 

In der Vergangenheit hatten immer wieder ausländische Konzerne Interesse an einer Übernahme von Innogy signalisiert. Zuletzt wurden unter anderem dem französischen Engie-Konzern und der italienischen Enel Übernahmeambitionen nachgesagt. Die Gerüchte hatten immer wieder den Verband der kommunalen RWE-Aktionäre (VKA) auf den Plan gerufen, erst Anfang März hatte sich deren Geschäftsführer Ernst Gerlach gegenüber dem Handelsblatt gegen einen Verkauf ins Ausland ausgesprochen. Die Kommunen sind über verschiedene Holdinggesellschaften der größte Einzelaktionär bei RWE: Aktuellen Berichten zufolge sollen sie auf einen Kapitalanteil von etwa 23 Prozent kommen.

VKA billigt Innogy-Übernahme

Die überraschenden Fusionspläne sind unterdessen auf ein geteiltes Echo gestoßen. Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke, zeigte sich im Gespräch mit dem Handelsblatt skeptisch. Sorgen bereitete ihm besonders der mögliche Wegfall von Arbeitsplätzen, da in der neuen Struktur viele Doppelfunktionen abgebaut werden könnten. Dem Vernehmen nach könnten bei Innogy bis zu 5.000 Stellen wegfallen.

 

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen äußerte sich anderen Berichten zufolge hingegen positiv: Kräfte im Rahmen der Energiewende zu bündeln, könnte ein „sinnvoller Weg“ sein, sagte der CDU-Politiker. Auch der VKA signalisierte Zustimmung: „Die geplante Transaktion zwischen der RWE AG und der Eon SE ist aus kommunaler Sicht sowohl strategisch wie auch finanzwirtschaftlich grundsätzlich positiv zu werten“, teilte der Verband mit. Der RWE-Aufsichtsrat gab schließlich am Montagabend grünes Licht für die Übernahme.

 

Ob die Fusion tatsächlich gelingt, hängt auch noch von den Kartellbehörden ab. Experten erwarten allerdings keine wettbewerbsrechtlichen Schwierigkeiten. Die Netze seien ohnehin reguliert und im Vertrieb sei der Wettbewerb sehr intensiv, äußerte der bekannte Wettbewerbsökonom Justus Haucap. Aus Wettbewerbssicht sehe er daher „kein Problem“.

 

s.nitsche(*)derneuekaemmerer(.)de

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