Ein Geschenk mit Seltenheitswert für Kämmerer Roland Frank

Am 6. Oktober ist in der baden-württembergischen Gemeinde Herrischried eine Ära zu Ende gegangen. Bürgermeister Christian Dröse hat Kämmerer Roland Frank und dessen Frau Gisela offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Franks letzter Arbeitstag war bereits am 30. Juni. Der Kämmerer stand insgesamt nahezu ein halbes Jahrhundert im Dienst der Kommune – viele Jahre davon gemeinsam mit seiner Frau. 37 Jahre seines Arbeitslebens war er Kämmerer der im Landkreis Waldshut gelegenen Gemeinde mit knapp 2.800 Einwohnern.Zum Abschied gab es neben Musik, Reden und viel Applaus ein besonderes Geschenk mit „echtem Seltenheitswert“.Der Bürgermeister formulierte dies in seiner Ansprache während der Feierstunde in der Rotmooshalle, einer Multifunktionshalle in der Ortsmitte von Herrischried, mundartlich noch viel schöner. Schließlich sei Franks Schreibtisch: „öbbis, womit er sich sehr guet uschent. Und vor allem öbbis, wo all die Gschichte, wo ich euch vorhin verzällt ha chent, und no viiili, viiili meh. Un öbbis, wa eifach it zum hi bringe isch, und öbbis, wa wirklich Selteheitswärt hät“, heißt es im Wortlaut der Ansprache.Kämmerer Roland Frank war mehr als gerührtDer Schreibtisch des Kämmerers, den dieser laut einem Bericht aus der Lokalpresse liebevoll „das Ungetüm“ genannt haben soll, hat Frank mutmaßlich (fast) sein ganzes Berufsleben in Herrischried begleitet. Frank hatte im August 1975 bei der Gemeinde angefangen und dort zunächst eine Ausbildung zum mittleren Verwaltungsdienst gemacht, später absolvierte er noch ein Studium an der Fachhochschule für Verwaltung in Kehl. Nach verschiedenen Stationen in Herrischried, unter anderem im Standesamt, wo er gemäß den Ausführungen des Bürgermeisters auch einige Trauungen vollzogen hatte, wurde er 1988 offiziell zum Fachbeamten für Finanzen bestellt und gleichzeitig zum Gemeindeinspektor befördert. Faktisch habe er das Amt in der Kämmerei zwar schon seit November 1986 innegehabt, zu dem Zeitpunkt sei es aber offiziell beurkundet worden.„Immer wenn es darum ging, sein Büro neu zu gestalten, war er dafür, aber sein Schreibtisch musste bleiben.“Christian Dröse„Der Schreibtisch von Roland Frank ist tatsächlich etwas Besonderes“, erklärt der Bürgermeister auf Nachfrage. Er sei über 40 Jahre alt und nicht neu gewesen, als Frank ihn erhalten hatte. „Immer wenn es darum ging, sein Büro neu zu gestalten, war er dafür, aber sein Schreibtisch musste bleiben“, erinnert sich Dröse. Als er selbst am 1. September 2020 ins Amt kam und sich langsam der Ruhestand des Kämmerers ankündigte, sei ihm klar gewesen, dass Frank seinen Schreibtisch bei der Verabschiedung erhalten sollte. „Die Überraschung war gelungen, und er war mehr als gerührt“, so der Bürgermeister.Auch abseits des ungewöhnlichen Geschenks, üblicherweise gibt es in Herrischried bei Verabschiedungen ein Buch und ein Glas Honig, war die Feierstunde für den Kämmerer und seine Frau, die zuletzt in der Veranlagungsstelle in der Finanzabteilung der Gemeinde tätig war, etwas Besonderes. Normalerweise werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen der Jahresfeier verabschiedet, erklärt Dröse, für den Kämmerer aber wurde eine Feierstunde veranstaltet. Dies sei aufgrund der Amtsleitertätigkeit und der langen Arbeitsjahre erfolgt. „All die Kraft und Arbeit hat er hauptsächlich reingesteckt, weil es seine Heimatgemeinde war und ist.“Thema Nachfolger „auf den Tisch gekommen“Zum Schluss seiner Amtszeit hat der Kämmerer für seine eigene Nachfolge gesorgt, wie der Bürgermeister bei der Verabschiedung herausstellte. Schon bald nach Dröses Amtsantritt sei das Thema Nachfolger „auf den Tisch gekommen“. „Viele Kämmerer oder andere Führungskräfte hätten nun gedacht: Nach über 45 Jahren ist es mir eigentlich egal, wer nach mir kommt. Ich hab` so viel gearbeitet, nun sollen die anderen mal schauen“, heißt es in der Ansprache von Dröse. „Wer dich kennt, lieber Roland, weiß, dass du genau das Gegenteil gemacht hast. Du hast dich aufgemacht und nach einem potentiellen Nachfolger Ausschau gehalten“, wandte sich der Bürgermeister an Frank. Der Markt an Kämmerern sei alles andere als gut bestellt, und daher sei es beinahe nicht zu glauben gewesen, als er ihm mit Simeon König einen „frischen Hochschulabsolventen“ und als „Krönung“ auch noch mit Wohnort im nahegelegenen Hotzenwald präsentiert hatte. Im Frühjahr 2023 hat König seinen Dienst bei der Gemeinde begonnen, seit 1. Juli ist er alleiniger Kämmerer. Denn in Herrischried sei nicht nur der Kunde König, sondern auch der Kämmerer, wie Frank bei seiner Verabschiedung laut einem Bericht im Südkurier scherzte.ak.meves@derneuekaemmerer.de Info Unsere Kämmerer-Wechsel-NewsDie Redaktion von „Der Neue Kämmerer“ berichtet oft über Kämmerer-Wechsel. Regelmäßig finden Sie Nachrichten über neue Kämmerinnen und Kämmerer auf unserer Website. Auch in jeder Zeitungsausgabe stellen wir im „Netzwerk“ Kämmerer-Wechsel-Meldungen der jeweils vergangenen drei Monate zusammen. Seit neuestem gibt es zudem einen Sondernewsletter, der sich ausschließlich den Best-of-Kämmerer-Wechsel-News widmet.Normalerweise versuchen wir, die Kämmerer-Wechsel von Kommunen mit mindestens 20.000 Einwohnern abzubilden – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns über Hinweise direkt aus unserer Leserschaft. Manchmal erreichen uns die Meldungen erst verspätet oder gar nicht. Manchmal sind sie jedoch so außergewöhnlich, dass wir nicht anders können, als darüber zu berichten – so wie im Fall der Gemeinde Herrischried. Info Der Artikel ist zuerst in der aktuellen Ausgabe 4/2023 von Der Neue Kämmerer erschienen.Hier geht es zur Anmeldung für den Newsletter.

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