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Schleswig-Holstein: Sparkassen prüfen Groß-Fusion

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Die Sparkasse Mittelholstein und die Förde Sparkasse denken über einen Zusammenschluss nach. Die Aufsichtsgremien hätten grünes Licht für die Aufnahme von Fusionsgespräche gegeben, teilten die beiden schleswig-holsteinischen Sparkassen mit. Zwar seien beide Häuser „gut aufgestellt und kerngesund“, betonten die Vorstandsvorsitzenden Sören Abendroth (Sparkasse Mittelholstein) und Götz Bormann (Förde Sparkasse) in einer gemeinsamen Erklärung, allerdings könne man sich mit dem Schritt „auf die sich weiter verschärfenden Wettbewerbsbedingungen einstellen.“

Fusion als AG zur „Bürger-Sparkasse“

Nicht nur die anhaltenden Niedrigzinsen und zunehmende regulatorische Vorgaben machen den Sparkassen zu schaffen. Auch die Corona-Pandemie als Beschleuniger der digitalen Transformation habe den Wettbewerbsdruck noch einmal verschärft, erklären die Sparkassen. Sie wollen daher künftig verstärkt in digitale Kundendienstleistungen investieren.

Die Sparkassen prüfen nun, sich als Aktiengesellschaft zusammenzuschließen. „Damit können wir über die Ausgabe von Aktien einen wichtigen Schritt in Richtung ,Bürger-Sparkasse‘ gehen, den die Sparkasse Mittelholstein bereits eingeschlagen hat“, sagt Bormann von der Förde Sparkasse. Die Sparkasse Mittelholstein bzw. ihre Vorgängergesellschaft firmiert seit den 1970er-Jahren als AG, sie war die erste Sparkasse Deutschlands mit dieser Rechtsform. Heute ist sie Teil der Haspa Finanzholding, die ebenfalls als AG geführt wird. Die Kieler Förde Sparkasse hingegen ist bislang Anstalt des öffentlichen Rechts.

Kritik vom Deutschen Landkreistag

Das Vorhaben – und besonders die geplante Rechtsform – sind auf massive Kritik beim Deutschen Landkreistag gestoßen. Der Verband fürchtet, dass die Haspa Finanzholding ihren Einfluss mit der Fusion ausweiten könnte. „Shareholder Value hat aber mit kommunalen Sparkassen nichts zu tun, bei denen es um Gemeinwohl, öffentlichen Auftrag und Gebietsbezug geht. Wir treten deshalb einer Aushöhlung der öffentlich-rechtlichen Organisationsform der Sparkassen klar entgegen“, stellt Hauptgeschäftsführer Hans-Günter Henneke klar. Es drohe „nichts weniger als eine schleichende Privatisierung der Sparkassen“.

Förde-Sparkassen-Chef Bormann hat die Kritik bereits gekontert. Auch die Aktionäre würden im Fall einer Fusion die Gemeinwohlorientierung des Hauses weiterführen. Lange Haltefristen mit den künftigen Eigentümern und die Beschränkung von Weiterverkäufen könnten demnach sicherstellen, dass die Träger der Förde Sparkasse auch weiterhin die Geschäftspolitik bestimmen könnten, sagte Bormann gegenüber dem Handelsblatt.

Eine der größten Sparkassen Deutschlands

Ob die Fusion Realität wird, wollen die beiden Sparkassen bis Ende dieses Jahres entscheiden. Im Falle des Zusammenschlusses würde das gemeinsame Unternehmen gemessen an der Bilanzsumme (Förde Sparkasse: 7,83 Milliarden Euro, Sparkasse Mittelholstein 2,68 Milliarden Euro; Stand Ende 2019) zu einer der zehn größten deutschen Sparkassen aufsteigen.

s.doebeling(*)derneuekaemmerer(.)de

Dr. Sarah Döbeling

Dr. Sarah Döbeling ist gemeinsam mit Vanessa Wilke Chefredakteurin der Zeitung „Der Neue Kämmerer“. Sarah Döbeling hat Rechtswissenschaften in Kiel studiert und zu einem konzernrechtlichen Thema promoviert. Im Anschluss an ihr Volontariat bei der F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH war sie bis 2015 Redakteurin des Magazins „FINANCE“ und verantwortete zudem redaktionell die Bereiche Recht und Compliance innerhalb von F.A.Z. BUSINESS MEDIA. Nach weiteren Stationen beim Deutschen Fachverlag und in einer insolvenzrechtlich ausgerichteten Kanzlei kehrte Sarah Döbeling im September 2017 in die F.A.Z.-Verlagsgruppe zurück und leitet seitdem die Redaktion der Zeitung „Der Neue Kämmerer“.