Der Energieversorger enercity emittiert seinen ersten grünen und digitalen Schuldschein mit einem Volumen von 100 Millionen Euro. Mit dem eingesammelten Geld will der Konzern den Kauf von Windparks refinanzieren. Obwohl die Zeichnungsfrist für die Schuldscheine mit Laufzeiten von fünf, sieben oder zehn Jahren noch bis zum 11. Dezember läuft, ist das Interesse nach Angaben von enercity-Finanzvorstand Marc Hansmann schon jetzt groß. „Bereits innerhalb kurzer Zeit haben wir Interessenbekundungen für einen dreistelligen Millionenbetrag erhalten. Es handelt sich aber um eine ,no grow‘-Emission, die auf die angepeilten 100 Millionen Euro hinauslaufen wird. Welche Anleger letztendlich dabei sein werden, wird sich in den Verhandlungen ergeben“, sagte er auf DNK-Anfrage.
Für Hansmann kam der erfolgreiche Start des Projekts nicht überraschend. „Wind und Green Investments sind heute leicht zu finanzieren, während Pensionsfonds und Stiftungen ihr Geld nicht mehr in Kohlkraftwerke investieren“, sagte er. Für enercity wiederum sei der grüne Schuldschein interessant, weil das Unternehmen seine Investorenbasis über die bisherigen Partnerbanken hinaus erweitern könne.
Überschaubarer Aufwand dank digitaler Abwicklung
Zufrieden zeigte sich Hansmann auch angesichts des überschaubaren Aufwandes für die Vorbereitung der Emission. Diese habe von der Ausschreibung des Schuldscheindarlehens bis zum Vermarktungsbeginn nur rund sechs Wochen gedauert.
Abgewickelt wird die Emission über die neue digitale Plattform finpair, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der NordLB. Hansmann ist davon überzeugt, dass sich mithilfe der neuen Plattform Zeit und Kosten sparen lassen. Schließlich werden alle Verhandlungen zwischen Investor und Kreditnehmer, die Platzierung von Orders bis hin zum Allokationsprozess digital abgebildet. Das Ganze sei vergleichbar mit der Buchung einer Reise im Internet. „Investoren brauchen kein Reisebüro mehr, können Angebote vergleichen und direkt auf der Plattform buchen.“
Neues Projekt für Kleinanleger
Da die finpair-Plattform rein auf B2B-Geschäfte ausgerichtet ist, bleiben private Kleinanleger außen vor. Die Schuldscheine lauten über mindestens 500.000 Euro. Nach Hansmanns Angaben hat enercity Privatanleger aber nach wie vor im Visier. „Für diese gab es 2017 das enercity-Bürgerkraftwerk mit Beteiligungsmöglichkeiten ab 500 Euro. Ein ähnliches Angebot bereiten wir gerade für einen großen Windpark vor, dessen Grundsteinlegung Ende des Jahres erfolgen soll“, kündigte er im Gespräch mit DNK an.
Dass das Geld der Investoren auch tatsächlich in nachhaltige Projekte zur Abschwächung des Klimawandels fließt, hat sich enercity durch eine unabhängige Prüfung bestätigen lassen. „Die Second Party Opinion macht den Schuldschein letztlich interessanter. Wir haben dabei gelernt, dass die Zertifizierung zwar nicht viel Geld kostet, aber durchaus viel Arbeit macht“, erläutert Hansmann.
a.mohl(*)derneuekaemmerer(.)de
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