Der 1. FC Kaiserslautern kann seit Jahren die Stadionpacht nicht mehr vollständig aufbringen. Kaiserslauterns OB Klaus Weichel fordert jetzt, dass die Stadt als Entschädigung Anteile am strauchelnden Fußballclub erhält.

Die Stadt Kaiserslautern fordert Anteile an der Kapitalgesellschaft des Fußballvereins 1. FC Kaiserslautern. Die Aktien sollen dem Wertausgleich dienen: Der Drittligist beantragt aktuell nämlich erneut eine Reduzierung der Pacht für das städtische Fritz-Walter-Stadion.

Das finanzielle Entgegenkommen der städtischen Stadiongesellschaft gegenüber dem FCK sei „bisher wiederholt zu Lasten des Finanzhaushalts ohne nennenswerten Gegenwert erfolgt“, erklärte Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) am gestrigen Mittwoch. Darum wolle er „bei einem weiteren Mietnachlass auch eine konkrete Kompensation für die Stadiongesellschaft und auch die Stadt erwirken – und zwar in Form von Aktien der Kapitalgesellschaft des 1. FC Kaiserslautern“. Damit treibt die bizarre Diskussion um die Abhängigkeit des FCK vom Steuerzahler eine neue Blüte.

FCK will weniger Stadionpacht zahlen

Für die Spielzeiten 2020/21 und 2021/22 hat der Fußballklub zuletzt eine Senkung der Pacht für das städtische Fritz-Walter-Stadion auf 425.000 Euro pro Jahr in der Dritten Liga beantragt. Ursprünglich liegt die Miete jedoch bei jährlich 3,2 Millionen Euro.  

Der finanziell und sportlich angeschlagene Fußballklub konnte die Summe aber seit Jahren nicht mehr aufbringen, also kam es immer wieder zu Ausnahmeregelungen zulasten des städtischen Haushalts. Um über den neuen Antrag auf Mietsenkung zu entscheiden, kommt der Kaiserslauterer Stadtrat am 20. Januar zu einer Sondersitzung zusammen.

Dass die Stadt Kaiserslautern eine der höchstverschuldeten Kommunen in Deutschland ist, spitzt die Lage besonders zu. Als es 2018 darum ging, dem FCK die Pacht zu senken, war sogar die Rede von einer „FCK-Steuer“, da die Stadt daran dachte, die Mietreduzierung durch die Erhöhung ihrer Grundsteuer zu refinanzieren. Die Empörung darüber in der Bevölkerung war so groß, dass diese Idee verworfen wurde. Später wurde die Vergnügungssteuer erhöht. Für den Fußballklub stehen im Zusammenhang mit der Pachthöhe seine Ligalizenz und damit seine wirtschaftliche und sportliche Existenz auf dem Spiel. Entsprechend hoch ist das Diskussionspotential.

Kritik an den Gepflogenheiten kommt unter anderem vom rheinland-pfälzischen Bund der Steuerzahler. „Alle paar Jahre klopft ein Roter Teufel bei der Stadt Kaiserslautern an der Tür und will seine Finanzprobleme bei den Steuerzahlern abladen“, sagt Steuerbund-Geschäftsführer René Quante gegenüber DNK. „Doch mittlerweile sollte den Kommunalpolitikern klar sein, dass es keinen Sinn macht, immerzu neue Sportwetten auf den FCK abzuschließen. Für diese Erfahrung sollte die Stadt eigentlich schon genug Millionen verbrannt haben.“ Quante fordert: „Entweder sollte die Stadt die volle Pacht bekommen oder bei einer Reduzierung zumindest wertgleiche Anteile an der Profigesellschaft, die später an einen Investor veräußert werden können.“

In diese Kerbe schlägt nun auch Weichel. „Als Stadt müssen wir die Interessen der Steuerzahler, des städtischen Finanzhaushalts und die erdrückende Altschuldenlast Kaiserslauterns berücksichtigen. Mit unserer erstmaligen Forderung nach einem finanziellen Gegenwert reichen wir dem FCK nicht als geprellter Vermieter oder gar Mäzen die Hand, sondern als städtischer Partner, der die Interessen der Fans versteht und die Sorgen der Bürger im Blick hat“, so der Oberbürgermeister. Vor wenigen Monaten hat der FCK, um frisches Eigenkapital zu generieren und Investoren zu gewinnen, den Profibetrieb in eine eigene Kapitalgesellschaft ausgegliedert, von der er nun Anteile verkauft.  

Überbordender Einsatz von Steuermitteln

Die Situation in Kaiserslautern gilt als ein besonders markantes Beispiel für den überbordenden Einsatz von Steuermitteln im Profisport. Hintergrund ist der Ausbau der traditionsreichen Fußballarena auf dem Betzenberg zu einer Spielstätte der WM 2006. Das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt und der Verein trieben damals den Bau voran.

Als der FCK, damals noch Bundesligist, jedoch in finanzielle Turbulenzen geriet, kaufte die Stadt über eine eigens dafür gegründete Stadiongesellschaft dem schlingernden Klub die Immobilie für rund 60 Millionen Euro ab. Insgesamt summieren sich die öffentlichen Mittel für den Bau des Fritz-Walter-Stadions und seinen Rückkauf sowie die bis heute ständigen Pachtreduzierungsmodelle wohl zur Größenordnung eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags. Steuerbund-Geschäftsführer Quante fordert seit Jahren den Verkauf des Fritz-Walter-Stadions. 

a.erb(*)derneuekaemmerer(.)de

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