Als der Herzogenauracher Stadtrat am 27. Januar den Haushalt für das Jahr 2022 verabschiedete, war die größte Sorge des Ersten Bürgermeisters German Hacker nicht die Finanzierung, sondern die Umsetzung vieler Projekte. In seiner Stellungnahme nannte der Rathauschef die Personalkapazitäten in der Verwaltung und in den beauftragten Unternehmen. Das Volumen der geplanten Investitionen „schrammt an der abwickelbaren Obergrenze“, sagte Hacker.
Für 2022 sind in Herzogenaurach Vorhaben mit einem Volumen von 25,6 Millionen Euro budgetiert. Dazu zählen vor allem der Bau des neuen Rathauses, von Schulgebäuden und Kindertagesstätten, sowie Verkehrswege und die Erschließung der Herzo Base, dem größten Baugebiet der Stadt.
Konsolidierungsbedarf in Herzogenaurach
Gleichzeitig zeige der erste konsolidierte Corona-Haushalt den anhaltenden Konsolidierungsbedarf, führte Hacker weiter aus. Die Konsolidierung werde bis auf die untere Ebene der Produktkonten heruntergebrochen und die Haushaltsreste bereinigt, erläuterte Hacker die geplante Vorgehensweise der Kämmerei.
Das Haushaltsjahr 2021 konnte die Kommune zwar mit einem Finanzrechnungsplus von 64,4 Millionen Euro abschließen. Doch die günstige Entwicklung ist vor allem auf Nachzahlungen von Gewerbesteuern in Höhe von 58,8 Millionen Euro zurückzuführen, die nicht dauerhaft anfallen werden. Für 2022 rechnet Kämmerer Stefan Zenger mit Gewerbesteuereinnahmen von 27 Millionen Euro.
Weltkonzerne sorgen für hohe Einnahmen
Die Gewerbesteuer ist für Herzogenaurach normalerweise eine ertragreiche Einnahmequelle. Die Weltkonzerne Adidas, Puma und Scheffler lieferten in den Jahren vor der Coronapandemie einen erheblichen Anteil des Aufkommens von durchschnittlich 30 Millionen Euro pro Jahr – rund 1.300 Euro je Einwohner. Doch bereits 2020 sanken die Einnahmen auf 12 Millionen Euro, und für 2021 rechnete die bayerische Kommune mit einer ähnlichen Größenordnung.
Während die Mindereinnahmen 2020 vom Freistaat Bayern mit Zuweisungen in Höhe von 27 Millionen Euro kompensiert wurden, fiel diese Einnahmequelle 2021 weg. Mit den Gewerbesteuernachzahlungen schnellten die Einnahmen im zweiten Pandemiejahr trotzdem von 11,9 Millionen Euro auf 70,7 Millionen Euro.
Liquiditätsreserven übersteigen Haushaltsvolumen
In der Aufstellung des Haushalts 2022 konnte diese Entwicklung noch nicht berücksichtigt werden. Bei Erträgen von 76 Millionen Euro und Aufwendungen von 81 Millionen Euro ergibt sich abzüglich der Finanzerträge im ordentlichen Ergebnis ein Verlust von 1,8 Millionen Euro. Die geplanten Investitionen erhöhen wiederum den Finanzmittelbedarf auf 8,5 Millionen Euro.
Vor dem Ruin steht die Stadt Herzogenaurach jedoch keinesfalls. Zur Finanzierung stehen Kämmerer Zenger Liquiditätsreserven in Höhe von 55,9 Millionen Euro zur Verfügung. Die Gewerbesteuernachzahlungen heben den Kassenbestand per 1.1.2022 auf 115,3 Millionen Euro. Am Jahresende 2022 dürften also noch 106,8 Millionen Euro auf dem Konto der Stadt übrig sein. Die Finanzierung des nächsten Haushalts ist allein damit wohl bereits gesichert.
g.schilling@derneuekaemmerer.de
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