Die Stadt Kaiserslautern will ihrem Fußballclub unter die Arme greifen. Eine Grundsteuererhöhung soll den Verein indirekt entlasten. Wie der 1. FC Kaiserslautern langfristig wieder auf die wirtschaftliche und sportliche Erfolgsspur kommen will, ist aber völlig unklar.

Zum wohl ersten Mal könnte es in der Bundesrepublik eine Steuererhöhung zugunsten eines Profifußballclubs geben. Die hochverschuldete Stadt Kaiserslautern denkt darüber nach, den Hebesatz ihrer Grundsteuer B von 460 auf 525 Prozent zu erhöhen. Damit will sie – ohne anderweitig in ihre bereits durch die Kommunalaufsicht gedeckelten freiwilligen Leistungen eingreifen zu müssen –, dem 1. FC Kaiserslautern in Sachen Stadionmiete erneut entgegen kommen. In der Lokalpolitik ist bereits die Rede von einer „FCK-Steuer“.

 

Angesichts seines sportlichen und wirtschaftlichen Niedergangs hat der FCK die Stadt gebeten, die Stadionpacht zu reduzieren: auf 2,4 Millionen Euro in der Zweiten Liga beziehungsweise für den drohenden Fall eines Abstiegs in die Dritte Liga auf 425.000 Euro. Ursprünglich liegt die jährliche Miete bei 3,2 Millionen Euro. Dieser Betrag deckt die laufenden Zahlungsverpflichtungen der Stadiongesellschaft gerade eben. Die städtische Gesellschaft wurde 2003 gegründet, um dem bereits damals in Finanznot geratenen Fußballverein die Arena abzukaufen. Auf ihr lasten noch immer Darlehensschulden in Höhe von rund 65 Millionen Euro.

 

Schon in der Vergangenheit wurde die Pacht immer wieder gesenkt, was zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Steuerzahlerbund führte. Kaiserslautern zählt zu den Städten mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung in Deutschland. Der Schuldenstand der 100.000-Einwohner-Stadt bewegt sich auf eine Milliarde Euro zu.

 

Der Stadtrat entscheidet in den nächsten Wochen über den Vorschlag zur Steuererhöhung, den Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) bereits mit der Kommunalaufsicht abgestimmt hat. Dabei stellt sich den Stadtpolitikern auch die Frage, wie sie sich gegenüber der Misswirtschaft im Verein positionieren, die sich bereits seit Jahren abzeichnet. Zwar verlangte Weichel in einem Brief an die FCK-Führung bereits vor Monaten eine Untersuchung verschiedener Geschäftsvorfälle beim FCK. Reizthema ist dabei unter anderem die Verwendung der Gelder einer Fananleihe in Höhe von rund 6 Millionen Euro. Diese hätte eigentlich für ein Nachwuchszentrum verwendet werden sollen, wurde dann aber zumindest in Teilen für das operative Geschäft eingesetzt. Der Verein aber verweigert bislang die Aufklärung. Stattdessen erklärte die Vereinsführung auf der letzten Clubversammlung den Mitgliedern, alle Fragen geklärt zu haben.

 

andreas.erb(*)frankfurt-bm(.)com

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