Die Gesamtverschuldung der 75 größten deutschen Städte hat im Jahr 2016 ein Rekordniveau erreicht. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Auswertung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die die Haushaltslage aller 75 deutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern betrachtet hat. Die Erhebung berücksichtigt Schulden aus kommunalen Kernhaushalten, Extrahaushalten und sonstigen öffentliche Fonds, Einrichtungen und Unternehmen, die vollständig in kommunaler Hand sind. Ausgeklammert wurden Daten aus den Stadtstaaten.
„Die Verschuldung der deutschen Städte hat im vergangenen Jahr ein neues Rekordhoch erreicht. Das ist umso alarmierender, als die Rahmenbedingungen derzeit eigentlich günstig sind“, sagt EY-Partner Bernhard Lorentz. Im vergangenen Jahr stiegt die Gesamtschuldenlast um fast eine Milliarde Euro auf insgesamt 82,4 Milliarden Euro. Bei der Entwicklung zeigt sich ein deutlicher Ost-West-Unterschied: Während in den alten Bundesländern 62 Prozent der Städte zusätzliche Kredite aufnehmen mussten und die Verschuldung im Schnitt um 1,7 Prozent zulegte, haben sich im Osten nur zwei der neun dortigen Großstädte weiter verschuldet – damit konnten die Großstädte der neuen Bundesländer ihre Verbindlichkeiten unterm Strich sogar um 5,1 Prozent reduzieren.
Einige Städte gerade im Westen Deutschlands stünden mit dem Rücken zur Wand, sagt Lorentz und beschreibt ein Dilemma, das viele Kämmerer nur zu gut kennen: Einerseits müssten die Städte massiv sparen, um Auflagen kommunaler Schutzschirme zu erfüllen und den weiteren Schuldenanstieg einzudämmen. Diese Anstrengungen führten dann aber zu einer sinkenden Lebensqualität. Dieses weitere Auseinanderdriften berge „erheblichen gesellschaftlichen Sprengstoff.“