In Zeiten multipler Krisen, innen- und außenpolitischer Herausforderungen (vorsichtig formuliert) sowie zunehmend leerer Kassen brauchen wir alle gute Nachrichten. Eine solche war für viele Städte sicherlich die Ankündigung des Blitzermarathons im April, schließlich wurden Zehntausende Raser erwischt und die kommunalen Kassen klingelten laut.
Offizielle Zahlen darüber, wie viel Geld die Kommunen in der sogenannten „Speedweek“ einnahmen, gibt es offenbar nicht, doch gilt Hamburg generell als Blitzerhauptstadt Deutschlands. Die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) vergibt mit dem „Goldenen Blitzer“ einen Preis für die Stadt, die am meisten Geld mit Rasern eingenommen hat. Schon im vergangenen Herbst hatte Hamburg seine Spitzenposition verteidigt und dafür die Trophäe erhalten. Allein mit ihren fest installierten Anlagen und Blitzeranhängern hat Hamburg laut DAV 33,9 Millionen Euro eingenommen. Auf Platz zwei folgt Düsseldorf mit 13,8 Millionen Euro, dahinter Bremen mit 9 Millionen Euro und Frankfurt am Main mit 8,6 Millionen Euro. Laut DAV überstieg der Erlös aus den Blitzern in Hamburg die Kosten für ihre Installation und Wartung um mehr als das 60-Fache.
Welche Kommune kassiert am meisten ab?
Auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ kommt in einer Umfrage zu dem Schluss, dass es lukrativ für deutsche Städte sei, „Raser, Falschparker und Ampelsünder zu überwachen“. Um herauszufinden, welche Verwaltung am meisten „abkassiere“, haben die Redakteure bei den zehn größten Städten nachgefragt, wie viel Buß- und Verwarnungsgelder sie im vergangenen Jahr eingenommen haben. Aus neun Städten lägen die Angaben vor: Sie nahmen alle mindestens zweistellige Millionenbeträge ein, Berlin sogar eine dreistellige Millionensumme. Laut dem Spiegel-Ranking liegt in absoluten Zahlen Berlin mit 112,43 Millionen Euro vorn – allerdings bezog der Spiegel auch die Buß- und Verwarngelder für Falschparker und sonstige Verkehrssünder mit ein. Im Pro-Kopf-Vergleich lagen die Einnahmen bei etwa 25 bis 30 Euro. In Hamburg, Köln, Düsseldorf und Stuttgart seien sie sogar noch etwas höher ausgefallen.
Dortmund freut sich über „Enforcement Trailer“
Zu diesen Spitzenpositionen will offenbar auch Dortmund aufschließen. Ebenfalls im vergangenen Oktober – die zeitliche Nähe zur Preisverleihung des „Goldenen Blitzers“ nur ein Zufall? – pries die Stadt die Anschaffung eines neuen Blitzeranhängers an. Mit dem „Enforcement Trailer“ wolle sie für mehr Sicherheit auf ihren Straßen sorgen. In einer Pilotphase wurde der Blitzeranhänger zunächst für zwölf Monate angemietet. Pluspunkte sieht Dortmund vor allem darin, dass kein Personal für den Betrieb notwendig sei und sich der Vermieter um „alle anfallenden Wartungen, Reparaturen und Beschädigungen“ kümmere und bei Totalausfall „kurzfristig ein Ersatzgerät“ bereitstelle. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Bereits in seinen ersten fünf Betriebstagen hatte der Anhänger 1.773 Verstöße festgestellt. Das dürfte die städtischen Kassen klingeln lassen! Für Nachschub sorgt bestimmt der nächste Blitzermarathon: Der ADAC kündigte bereits eine „Speedweek“ für den August an. Darauf können sich alle Städte mit ihren Enforcement Trailern und sonstigen Blitzern freuen. Es wird spannend, wer dann auf den goldenen Blitzer zurast.
Info
Dieser Blog-Beitrag ist Als Letzte Runde zuerst in der aktuellen Juni-Ausgabe von Der Neue Kämmerer erschienen.
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Anne-Kathrin Meves ist Redakteurin der Zeitung „Der Neue Kämmerer“. Nach dem Studium der Anglistik, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften (M.A.) hat sie ein Volontariat beim Deutschen Fachverlag in Frankfurt am Main absolviert. Danach wechselte sie 2011 als Redakteurin zu Frankfurt Business Media, dem FAZ Fachverlag. Zunächst schrieb sie dort für die Magazine „FINANCE“ und „Der Treasurer“. 2018 wechselte sie in das Redaktionsteam von „Der Neue Kämmerer“.

