Der Sommer naht. Deutschlands Arbeitnehmerinnen und ihre männlichen Pendants treten in Kürze ihren Urlaub an. Doch die Kaufkraftverluste der vergangenen Monate haben vielen Urlaubsreifen zugesetzt. Die Autofahrer unter ihnen haben ihre Budgets möglicherweise schon gekürzt. Doch nun kommt mit dem Entlastungspaket des Bundes die langersehnte Rettung. Mit dabei ist das 9-Euro-Ticket, das nach der Pandemie den Umstieg auf Bus und Bahn erleichtern soll.
Studie zum Mobilitätsverhalten
Einmal abgesehen von der Frage nach den Kapazitäten der Verkehrsmittel und der beliebtesten Zielgebiete der neuen Nutzer des bundesweiten Regionalverkehrs: Die Länder wollten bis zuletzt vor allem wissen, wie viel Geld der Bund für dieses Angebot überweist. Vor allem die sparsamen Südländer äußerten Kritik, auch an der fehlenden Nachhaltigkeit. Denn mit Auslaufen des Förderzeitraums Ende August könnte sich das Angebot als Strohfeuer für den ÖPNV entpuppen.
Nun hat die hochangesehene Technische Universität München eine Studie begonnen, die die Wirksamkeit des 9-Euro-Tickets untersuchen will. Zusammen mit der Stadt und den Verkehrsbetrieben geht die Studie „Mobilität.Leben“ der Frage nach: Wie wirkt sich das 9-Euro-Ticket auf den öffentlichen Nahverkehr in der Metropolregion München aus? Von Mai bis Dezember werden drei anonyme Befragungen zum Mobilitätsverhalten durchgeführt. 1.000 Teilnehmer sollen ihre Wege bis Ende September sogar automatisch per App erfassen.
Und das Beste daran: Für die komplette Teilnahme an der Studie winken mindestens 30 Euro. Das sind immerhin 3 Euro mehr, als das Ticket für die 3 Monate insgesamt kostet. Außerdem werden Gutscheine im Wert von 200 Euro verlost. Damit bahnt sich eine satte Übersubventionierung der ÖPNV-Nutzung in München an. Und wenn die Tarife damit in den negativen Bereich rutschen, dürfte die Nachfrage lebhaft werden. Das erinnert ein wenig an die Schuldenentwicklung zu Zeiten der Negativzinsen.
Finanzhilfen für besseres Angebot?
Ob das Geld für die Vergütung der Teilnehmer von der Stadt, der Verkehrsgesellschaft, der landeseigenen Universität oder vom Bund kommt, ist allerdings nicht vermerkt. Der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft, Ingo Wortmann, stellt aber schon einmal klar: Eine dauerhafte Preissenkung, verbunden mit einem höheren Fahrgastaufkommen, erfordere weitere Investitionen. Ein gutes Angebot sei bereits ein Anreiz für Neukunden. Doch für die Verbesserung des Angebots müssten Bund und Land finanzielle Hilfe leisten. Dabei geht es nicht nur um die Anschaffung von Fahrzeugen, sondern auch um dauerhaft höhere Betriebskosten. So dreht sich das Finanzierungskarussell zwischen Bund, Land und Kommunen munter weiter.
g.schilling@derneuekaemmerer.de