Die deutschen EM-Städte 2024 setzen große Erwartungen in die Ausrichtung des Sportereignisses. Doch vielerorts ist noch nicht klar, wie viel die Anstrengungen für den Fußball überhaupt kosten. Dies ergibt eine Umfrage der DNK-Schwesterpublikation OBM-Zeitung für Oberbürgermeister, die in ihrer aktuellen Ausgabe darüber berichtet, wie sich die deutschen Austragungsorte auf das Sportereignis vorbereiten. Demnach konnte die große Mehrheit der EM-Städte nicht verlässlich sagen, was die Fußballveranstaltung am Ende genau kosten wird – auch, weil den Städten offenbar manche Anforderungen der UEFA noch nicht klar sind.
EM als Teil der Stadtstrategie
Die Erwartungen, die mit dem Sportereignis verknüpft werden, ähneln sich in den einzelnen Städten. Viele sehen das Ereignis als Baustein der jeweiligen Stadtstrategie. Dies ist etwa in Leipzig der Fall. Die EM soll hier dem Image und der Entwicklung der Stadt neue Impulse geben. Darunter sind auch erwartete Effekte, die sich monetär nicht fassen lassen. „Die EM 2024 verstehen wir nicht als temporäres Ereignis, sondern als Prozess, der zu einem Mehr an Verständnis, Toleranz, Kooperation und Inklusion in unserer Gesellschaft führen soll“, sagt der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD).
Gleichzeitig zeigen sich deutliche Differenzen zwischen den Städten anhand der zumindest groben Wirtschaftlichkeitsprognosen: Während sich manche Städte wie Köln „beachtliche Einnahmeeffekte“ von der EM erhoffen, fällt die Einschätzung bei anderen wie München deutlich defensiver aus. Abgesehen von den zusätzlichen Umsätzen im Zeitraum des Turniers etwa für Gastronomie und Einzelhandel, hätten unabhängige Studien immer wieder aufgezeigt, dass weder signifikante ökonomische Effekte noch ein maßgeblicher Einfluss auf das örtliche Einkommen, geschweige denn auf ein regionales Wachstum nachzuweisen seien, teilt die bayerische Landeshauptstadt mit.
Kostenfaktor Sicherheit
München hat unter allen deutschen Städten wohl die meiste Erfahrung bei der Austragung internationaler Fußballturniere. Sie ist auch eine der wenigen Gastgeberstädte, die zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt einen Kostenansatz für die EM-Planungen gemacht hat. Dieser liegt bei 17,5 Millionen Euro und orientiert sich am Pflichtenheft der UEFA, etwa in Bezug auf die kostenlose Nutzung des ÖPNV, die Ausrichtung eines Fanfests, eines Rahmenprogramms oder auf Marketingleistungen. Als größten Kostenfaktor erwartet man die „Herstellung von Sicherheit und die Umsetzung eines Mobilitätskonzepts“.
Der europäische Fußballverband UEFA hat Deutschland am 27. September zum Ausrichter der Fußballeuropameisterschaft 2024 ernannt. Bereits im Vorfeld hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für seine Bewerbung zehn Austragungsorte ausgewählt. Dies sind Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main, Köln, Leipzig, Dortmund, Stuttgart, Gelsenkirchen und Düsseldorf.
Info
"Nicht den Elbphilharmonie-Fehler machen": Den ausführlichen Artikel über die Erwartungen der EM-Austragungsorte lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von OBM – Die Zeitung für Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister.
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Er arbeitet insbesondere an der Weiterentwicklung der Plattform #stadtvonmorgen und berichtet dabei vorwiegend über urbane Transformationsprozesse. Für die Redaktion von „Der Neue Kämmerer“ beleuchtet er diese Themen aus Perspektive der Kommunalfinanzen. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.