Die deutschen Landkreise haben sich in vergangenen Krisen als überwiegend resilient erwiesen. Das geht aus einer heute erscheinenden Analyse hervor, die das ifo Institut im Auftrag der KfW durchgeführt hat und die DNK exklusiv vorab vorlag. Angesichts der aktuellen Herausforderungen aus der Coronakrise geben die Erkenntnisse Anlass zu Optimismus, sagt auch KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Wie widerstandsfähig ist das Wirtschaftssystem bei Auftreten eines exogenen Schocks – wie dem der Coronapandemie? Wirkt eine regional unterschiedlich ausgeprägte Resilienz dem Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse entgegen, und mit welchen Maßnahmen kann die Wirtschaftspolitik die regionale Resilienz stärken? Diesen Fragen ist Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts, nachgegangen, als er im Auftrag der KfW die „Analyse regionaler Risiko- und Resilienzfaktoren in Deutschland“ erstellt hat.

Dabei unterteilt Ragnitz in seinem Gutachten die Resilienz in die Komponenten „Vulnerabilität“ und „Regenerationsfähigkeit“. Die Vulnerabilität beziffert, wie anfällig ein System in Krisen reagiert. Die Regenerationsfähigkeit hingegen beschreibt, wie gut sich ein System von einem Schock erholt. Um die regionalen Risiko- und Resilienzfaktoren in Deutschland zu analysieren untersuchte Ragnitz mit seinem Team die Auswirkungen drei verschiedener exogener Schocks – der Finanzkrise 2009, des Jahrhundertsturms Lothar im Jahr 1999 und lokaler Arbeitsmarkteinbrüche, zum Beispiel durch die Insolvenz wichtiger Arbeitgeber in der Region.

Landkreise meist krisenfest

Zwar seien generelle Erkenntnisse aus der Untersuchung nur mit Vorsicht abzuleiten, da sehr spezielle Schocks und ihre Umstände untersucht wurden, so die Autoren der Studie. Im Ergebnis zeigt die Analyse aber, dass die deutschen Kreise überwiegend als resilient eingestuft werden können, sowohl vor dem Hintergrund kurzfristiger als auch mittelfristig wirkender Schocks. So habe sich die Mehrheit der deutschen Regionen spätestens nach wenigen Jahren von den Schocks erholt.

„Als vorteilhaft für eine schnelle und vollständige Erholung haben sich dabei eine breit aufgestellte Wirtschaftsstruktur und ein robuster Arbeitsmarkt, beispielsweise aufgrund eines hohen Anteils hochqualifizierter Arbeitnehmer, erwiesen“, erklärt KfW-Chefvolkswirtin Fritzi-Köhler-Geib im Gespräch mit DNK. Um die regionale Resilienz zu stärken, sollte die Wirtschaftspolitik auf gezielte und regionalspezifische Förderung setzen. 

Köhler-Geib: „Regionalspezifische Stellschrauben“

„Den einen alles entscheidenden Hebel, mit dem die regionale Resilienz beeinflusst wird, gibt es leider nicht. Stattdessen müssen politisch Verantwortliche die verschiedensten Faktoren im Blick behalten“ so Köhler-Geib. „Immerhin lassen sich ein paar regionalspezifische Stellschrauben erkennen: etwa betriebliche Innovationskraft und Unternehmertum. Auch vor Ort kann die Politik hier unterstützend tätig werden, sei es über die Förderung von Forschungskooperationen oder von Selbstständigkeit“, erläutert die KfW-Chefvolkswirtin.

Zwar seien die Auswirkungen der untersuchten Schocks nicht vollständig auf die aktuelle Coronakrise übertragbar, dennoch leiten die Ökonomen von ifo Institut und KfW aus den Ergebnissen Anlass zur Hoffnung ab, dass die Regionen Deutschlands auch diese Krise gut überstehen werden. „Deutschlands Regionen können weiterhin auf eine starke Wirtschaftsstruktur und verlässliche Institutionen bauen. Die Erkenntnisse aus den vergangenen Krisen geben somit Anlass zu Optimismus, dass auch diese schwere Krise überwunden werden kann“, so Fritzi Köhler-Geib abschließend.

v.wilke(*)derneuekaemmerer(.)de

Info

Die vollständige Analyse zum Download finden Sie hier.

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