Im April könnte es einen Wechsel an der Spitze der Erftstädter Kämmerei geben. Dabei war es seit einem halben Jahr beschlossene Sache: Kämmerer Dirk Knips (FDP) sollte wiedergewählt und die Stelle nicht ausgeschrieben werden. Den entsprechenden Beschluss hatte der Rat der nordrhein-westfälischen Stadt im Juni 2021 gefasst.
Im Dezember gab es allerdings einen Kurswechsel. Auf Antrag der Freien Wählergemeinschaft und Grünen beschloss der Stadtrat überraschend die Neuausschreibung der Kämmerer-Stelle. Den Ausschreibungstext bereite die Verwaltung derzeit vor, bestätigt ein Sprecher auf DNK-Nachfrage. Nähere Gründe für die Neuausschreibung nennt er jedoch nicht.
Uneinigkeit nach Flutkatastrophe in Erftstadt
Dass neue Bewerber für die Kämmerer-Stelle gesucht werden, könnte an einem Zerwürfnis der bisher verbündeten Parteien liegen, wie diese Zeitung jetzt erfuhr. Im Erftstädter Rat soll es Querelen als Folge der Flutkatastrophe im Juli 2021 gegeben haben.
Erftstadt war eine der NRW-Kommunen, die besonders stark von dem Hochwasser getroffen wurden. Im Ortsteil Blessem floss die Erft durch ein Wohn- und Gewerbegebiet; der Krater des dortigen Kieswerks wurde im Sommer zum Symbol der Katastrophe.
Im Oktober 2021 stand dann eine wichtige Personalentscheidung zum Wiederaufbau an, die FDP stimmte jedoch dagegen. Die Partei hatte seit der Kommunalwahl 2020 mit CDU, Grünen und den Freien Wählern kooperiert. Eine offizielle Koalition gab es zwar nicht, wohl aber die Vereinbarung, die großen politischen Fragen geschlossen zu beantworten.
Antrag auf Stellenausschreibung
Als die FDP bei der Personalie nicht mitzog, sollen die übrigen Parteien eine neue Kooperationsvereinbarung getroffen und im gleichen Zuge beschlossen haben, die Kämmerer-Stelle neu auszuschreiben.
CDU, Grüne und die Freie Wählergemeinschaft äußerten sich bis zur Veröffentlichung dieses Artikels auf E-Mail-Nachfrage nicht zu den Gründen der unerwarteten Neuausschreibung. Laut ihrem Antrag von Dezember will die Freie Wählergemeinschaft „nach einer Wahlzeit von acht Jahren auch anderen Bewerbern die Möglichkeit […] geben, den Rat der Stadt Erftstadt von ihrer Eignung für diese Stelle zu überzeugen“.
Die Grünen wollen wiederum „die Arbeit des aktuellen Kämmerers [nicht] schmälern“, sind aber davon überzeugt, „dass diese wichtige Aufgabe durch ein starkes Mandat aus der Beigeordnetenwahl gestärkt werden muss“.
Keine fachliche Kritik am Kämmerer
Fachliche Kritik gibt es an Knips Arbeit, der seit April 2014 Kämmerer in Erftstadt ist, offenbar nicht. Sein Aufgabenbereich ist während seiner achtjährigen Amtszeit gewachsen. So übertrug ihm der Stadtrat im Juli 2021 etwa zusätzlich die kaufmännische Betriebsleitung der Stadtwerke.
Ob der FDP-Politiker sich im April einen neuen Job suchen muss, steht noch nicht fest. Im Vorfeld der politischen Spannungen hatte Knips erklärt, weiter als Kämmerer in Erftstadt arbeiten zu wollen. Seine erneute Wahl ins Amt ist somit nicht ausgeschlossen.