Im Tarifstreit für den öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen geht es um viel Geld. Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat, was in den unteren Entgeltgruppen einem Plus von mehr als 20 Prozent entsprechen würde.
Im Rahmen eines Hintergrundgesprächs mit Journalisten warnte Frankfurts Stadtkämmerer und Personaldezernent, Bastian Bergerhoff, vor der sich daraus ergebenden Stauchung in der Tarifstruktur. Bislang sei es so gewesen, dass es sich im öffentlichen Dienst für den jeweiligen Mitarbeiter finanziell ausgezahlt habe, Verantwortung zu übernehmen. Würden die bislang im Tarifgefüge bestehenden Differenzen jedoch eingeebnet, werde es schwierig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, die bereit seien, Führungsverantwortung zu übernehmen.

Stadt Frankfurt am Main/Stefanie Kösling
Diskussion über Arbeitsbedingungen kommt zu kurz
In seiner Rolle als Stadtkämmerer und Personaldezernent der Stadt Frankfurt ist Bergerhoff auch Präsident des Kommunalen Arbeitgeberverbands Hessen und war als solcher bereits im Umfeld der ersten beiden Verhandlungsrunden in Potsdam dabei. Er habe großes Verständnis für die sich aus der Inflation ergebenden Probleme auf Seiten der Arbeitnehmer, stellt er beim Hintergrundgespräch im Römer heraus. Die Inflation stelle die Menschen vor konkrete Herausforderungen. Die alleinige Fokussierung auf das Geld sei jedoch ein Problem, so der Personaldezernent. In der Vergangenheit sei oft intensiv über Arbeitsbedingungen gesprochen worden. Dieser Aspekt komme in der aktuellen Diskussion jedoch zu kurz. „Uns wäre es wichtig, auch auf anderen Ebenen unsere Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern – die Verengung der Verhandlungen auf die finanziellen Aspekte ist da nicht hilfreich“, erklärt Bergerhoff.
Um dauerhaft attraktiver Arbeitgeber für Fachkräfte sein zu können, würde er sich eine Tarifstrukturerweiterung wünschen. Bergerhoff setzt sich dafür ein, auch Fachkarrieren im öffentlichen Dienst zu ermöglichen. Zudem seien erweiterte Instrumente wünschenswert, um auf lokale Belange und Knappheiten eingehen zu können. Auch Entlastungstage kann sich Bergerhoff vorstellen.
Haushaltsrecht lässt nicht genügend Spielraum
Der Frankfurter Personaldezernent und Stadtkämmerer blickt mit großem Respekt auf die sich aus demographischem Wandel und Fachkräftemangel ergebenden Herausforderungen. In den kommenden zehn Jahren würden in Frankfurt 25 Prozent der städtischen Mitarbeitenden in Ruhestand gehen. Um vorbauen und geräuschlose Übergänge schaffen zu können, würde er sich wünschen, für eine Übergangszeit Stellen doppelt besetzen könnten. „Leider hindert uns das Haushaltsrecht an manchem“, sagt Bergerhoff.
Mit Blick auf die dritte Verhandlungsrunde im Tarifstreit ist er jedoch guter Hoffnung, dass man zum Abschluss komme. Die kommunalen Arbeitgeber hätten schon in der vergangenen Runde klar gezeigt, dass sie sich mit den Gewerkschaften zügig einigen wollten. „Nun muss man allerdings noch konkret darüber diskutieren, was geht und wo es Schwierigkeiten gibt“, so der Frankfurter Stadtkämmerer.