Eine Festgeldanlage von 3 Millionen Euro kurz vor der Insolvenz der Greensill Bank: Für diese Anlageempfehlung verklagt die Stadt Mengen nun einen Vermittler.

Nur vier Monate vor der Pleite der Greensill Bank hatte die Stadt Mengen dort 3 Millionen Euro angelegt. Nun geht die Kommune gegen den Vermittler der Anlage vor. Vor dem Landgericht München I hat am gestrigen Montag das Verfahren begonnen.

Greensill: Rating-Downgrade im September 2020

Mengens Bürgermeister Stefan Bubeck zeigte sich zum Auftakt optimistisch: „Wir haben eine relativ gute Rechtsposition, weil unser Finanzdienstleister, den wir mit im Boot hatten, uns falsch beraten hat. Er hat zum Beispiel ein falsches Rating angegeben. Hätten wir das damalige Rating richtig gewusst, hätten wir vermutlich nie die Anlage getätigt“, sagte Bubeck gegenüber dem SWR.

Die Stadt hatte demnach im November 2020 für eine Festgeldanlage bei Greensill entschieden. Bereits im September desselben Jahres hatte die Ratingagentur Scope ihre Bewertung der Greensill Bank um ein Notch nach unten korrigiert: von A- auf BBB+, mit negativem Ausblick. Die Schweizer Ratingagentur I-CV hingegen hatte die Bank sogar schon 2019 als Ramsch bewertet.

Auch Vaterstetten hat gegen Vermittler geklagt

Die 10.000-Einwohnerstadt aus dem Kreis Sigmaringen ist die zweite Kommune, die nach der Insolvenz der Greensill Bank gegen einen Anlageberater vor Gericht zieht. Im Sommer vergangenen Jahres hatte die bayerische Gemeinde Vaterstetten erfolgreich gegen ihren Vermittler auf Schadensersatz geklagt – das Verfahren lief ebenfalls vor dem Landgericht München I. Mittlerweile hat der Vermittler allerdings Berufung gegen die Entscheidung eingelegt.

s.doebeling@derneuekaemmerer.de

Info

Eine Übersicht über die wichtigsten Ereignisse rund um die Greensill-Insolvenz finden Sie hier.

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