Vorstandsvorsitzender verlässt Stadtwerke Osnabrück nach schlechten Ergebnissen. Aufsichtsrat setzt auf Stabilität in neuer Aufstellung.

Mit einer kurzen Pressemitteilung verkündeten die Stadtwerke Osnabrück am 25. April 2022 den Rückzug ihres Vorstandsvorsitzenden Christoph Hüls zum 30. Juni 2022. Er übernehme damit „die Verantwortung für das außerordentlich schlechte Jahresergebnis 2021“. Bereits im März hatte das Unternehmen für das vergangene Geschäftsjahr ein Defizit in zweistelliger Millionenhöhe gemeldet. „Ich habe daher beschlossen, mein Amt zur Verfügung zu stellen, damit das Unternehmen wieder in ruhigeres Fahrwasser gerät,“ sagte Hüls zur Begründung.

Risiken im Gasgeschäft

Die Turbulenzen auf dem Energiemarkt bieten zahlreiche wirtschaftliche Fallstricke für Energieversorger. Die Reaktion auf die bereits seit Herbst 2021 steigenden Beschaffungspreise hat viele Strom- und Gasanbieter unter Druck gesetzt. Aktuell sind die Stadtwerke Osnabrück mit monatlichen Kosten für Privatkunden von 187,37 Euro für 18.000 kWh/Jahr im Stadtgebiet deutlich günstiger als vergleichbare Anbieter, die mehr als 200 Euro verlangen. Das bedient zwar den Wunsch nach einer Begrenzung des Preisanstiegs für Bestandskunden. Für die Wirtschaftlichkeit des Versorgers bergen die damit einhergehenden Preisgarantien bis 2024 Risiken.

Gründe bleiben offen

Ob Beschaffungs- und Kalkulationsfehler bei Strom und Gas für die Fehlbeträge verantwortlich sind,  werden voraussichtlich die konkreten Zahlen des Jahresabschlusses zeigen, der im Sommer veröffentlicht wird. Der personelle Neuanfang soll schrittweise eingeleitet werden. Zunächst sucht Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter mit dem Aufsichtsrat der Stadtwerke nach einer Übergangslösung an der Unternehmensspitze. Hüls dürfte für die bis 2026 reichende Restlaufzeit seines Vertrags wohl mit einer hohen Summe abgefunden werden.

Osnabrücks Finanzen unter Druck

Im Rat der Stadt Osnabrück löste das Geschäftsergebnis der Stadtwerke Diskussionsbedarf aus. Die Gruppe FDP/UWG beantragte eine umfassende Aufklärung und Stellungnahme der Oberbürgermeisterin. Das Geschäftsergebnis 2021 mit einem Verlust von mehr als 15 Millionen Euro sei desaströs. Der Rat sei ebenso wie im Greensill-Skandal viel zu spät informiert worden. Vor einem Jahr war bekannt geworden, dass die Stadt 14 Millionen Euro bei der Greensill Bank angelegt hatte.

g.schilling@derneuekaemmerer.de

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Mehr zum Thema Stadtwerke finden Sie auf unserer Themenseite. Über den Greensill-Skandal berichten wir laufend in einem Ticker.

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