Die deutschen Stadtwerke brauchen kurzfristig hohe Summen zur Absicherung ihres Energiegeschäfts. Für die kommunalen Energieversorger müsse ein Rettungsschirm gespannt werden, forderte Ende September der Deutsche Städtetag. Doch der Bund hat dies bislang noch nicht in seinen Unterstützungspaketen berücksichtigt.
Leipziger Kreditlinie bisher nicht genutzt
Einige Städte unterstützen ihre Tochtergesellschaften daher zunächst selbst mit umfangreichen Krediten. So stellte die Stadt Leipzig dem Stadtkonzern Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (LVV) Ende August 150 Millionen Euro zur Verfügung und erweiterte die Kreditlinie Mitte September auf 400 Millionen Euro. Allerdings sind die Liquiditätsspritzen in erster Linie zur Absicherung gegen unerwartete Engpässe gedacht. Die Stadtwerke Leipzig mussten die Kreditlinie der Stadt bisher nicht in Anspruch nehmen, sagt Maik Piehler, Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig, im Gespräch mit DNK.
Hintergrund für den Liquiditätsbedarf der Stadtwerke sind die für Termingeschäfte erforderlichen Sicherheiten, sogenannte Margin Calls. An Strombörsen wie der Leipziger EEX werden zukünftige Strommengen gehandelt. Dort seien durch die Preissprünge im Sommer starke Belastungen für die Stromerzeuger entstanden. Denn die Preisänderungsrisiken müssen durch Zahlungen abgesichert werden. Piehler berichtet von aktuell hohen Beständen an Sicherheitsleistungen bei den Clearing-Banken. Vermutlich würden die aktuell gesunkenen Strompreise zu einer Beruhigung der Lage beitragen.
Absicherungsinstrument des Bundes zu restriktiv
Das Bundesfinanzministerium bietet seit Mitte Juni Instrumente zur Finanzierung der Sicherheitsleistungen an. Unternehmen, die an Terminbörsen für Strom, Erdgas und Emissionszertifikaten handeln, können Kreditlinien der KfW in Anspruch nehmen. Allerdings seien die Kredite nicht nachrangig und damit eine Belastung für die Covenants bestehender Kredite, sagt Piehler. Während am Terminmarkt Liquiditätsrisiken dominierten, stünden am OTC-Markt Bonitätsrisiken im Vordergrund. Zudem sei mit der Inanspruchnahme des Instruments der Verzicht auf eine Gewinnausschüttung verbunden. Diese sei aber für viele Stadtwerke zur Aufrechterhaltung des steuerlichen Querverbunds in Richtung Verkehrsbetriebe notwendig. Daher werde das Instrument von Stadtwerken bisher nicht genutzt.
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Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Für „Der Neue Kämmerer“ schreibt er insbesondere über die Themen Haushalt und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „Der Neue Kämmerer“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.