Vielen Fußballfans in Kaiserslautern stockte am Montag der Atem. Dagegen nahm der Kaiserslauterer Oberbürgermeister und Finanzdezernent Klaus Weichel (SPD) die Nachricht, dass der 1. FC Kaiserslautern Insolvenz anmeldet, recht gelassen hin. Er sei überrascht davon, aber nicht erschrocken darüber. Immerhin hätten sich die Anzeichen darauf in den vergangenen Tagen verdichtet, sagte Weichel am Montag. An diesem Tag stellte die 1. FC Kaiserslautern GmbH und Co. KGaA beim zuständigen Amtsgericht den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenregie.
Stadiongesellschaft ist abhängig vom Mieter FCK
Dabei drohen der Stadt jetzt zusätzliche Finanzausfälle in Millionenhöhe. Denn der kommunalen Stadiongesellschaft gehört das Fritz-Walter-Stadion, in dem der FCK drittklassig spielt. Als der Klub zur Jahrtausendwende schon einmal an den Rande einer Insolvenz schlitterte, kaufte die Kommune dem Verein die Arena ab. Dafür nahm die städtische Stadiongesellschaft Kredite auf – ohne Tilgungsrate. 2036 sind 65 Millionen Euro fällig. Bis dahin belaufen sich die jährlichen Zinsen auf rund 3,2 Millionen Euro. Eigentlich sollte diese Summe mit den vereinbarten Pachtzahlungen refinanziert werden. Doch fiele der Mieter FCK nun komplett aus, fiele auch die städtische Stadiongesellschaft in ein großes Finanzloch.
Ohnehin ist die einstige WM-Arena für Drittligaverhältnisse überdimensioniert, und der Klub kann seit Jahren seinen Pachtzahlungen nicht mehr nachkommen. Immer wieder wurde daher in der Vergangenheit um die Pachthöhe gerungen. Mit dem Kauf des Stadions, dem Umbau und diversen Pachtdeals sind seit 2003 über 170 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln in das Unternehmen Profifußball in Kaiserslautern geflossen.
Für die kommende Saison hat der Stadtrat einer Reduzierung der Pacht auf 625.000 Euro zugestimmt. Die Differenz zu den 3,2 Millionen Euro belastet ebenfalls den Haushalt der hoch verschuldeten Stadt. Die dafür notwendigen Pachtverträge liegen unterschriftsreif beim FCK.
Steuerzahlerbund mahnt: „Keine Sonderhilfen für den FCK!“
Heute mahnt der rheinland-pfälzische Steuerzahlerbund: „Was die Roten Teufel der stadteigenen Stadiongesellschaft schulden, dürfte wohl weitgehend bis komplett futsch sein“, sagt Steuerzahlerbund-Geschäftsführer Rene Quante. Die Steuerzahler seien nicht dafür da, weiter ins Risiko zu gehen oder gar den Gläubigern des FCK ihre Verluste zu ersparen, warnt er. „Dass das Land Rheinland-Pfalz den Roten Teufeln keine Sonderhilfen bezahlen will, können wir nur unterstützen. Wir hoffen, dass dasselbe für die Stadt Kaiserslautern gilt.“
Es räche sich nun, „dass der Stadtrat auf Kompensationen für Pachtreduzierungen und -stundungen verzichtet hat“, erinnert Quante an die Diskussion, die zu Jahresbeginn im Stadtrat geführt wurde. Damals stand in Rede, ob die Stadt als Ausgleich für eine Pachtreduktion eine Kompensation vom Verein etwa in Form von Aktien seiner Kapitalgesellschaft erhalten könnte.
Finanzdezernent Weichel zeigt sich „sehr daran interessiert, dass der FCK weiter im Stadion spielt“. Er hofft, dass es weitergehen kann auf dem Betzenberg. Denn ein kompletter Niedergang des FCK würde die Stadt nicht nur vor die Herausforderung stellen, die Frage beantworten zu müssen, was denn nun mit dem Stadion geschehen soll. Auch als Identitätsfaktor ist der traditionsreiche Fritz-Walter-Klub in der Pfalz von besonders hohem Wert.
Info
Das Foto oben zeigt Kaiserslauterns Oberbürgermeister Klaus Weichel; es entstand im Jahr 2012 im Kontext der städtischen Eventreihe „Kultur trifft Sport“.