Das Fernwärmenetz der Hauptstadt Berlin ist wieder in öffentlicher Hand. Vor wenigen Tagen besiegelten die Stadt Berlin und der Energiekonzern Vattenfall den Rückkauf. Mit einer Länge von rund 2.000 Kilometern handelt es sich nach Angaben der Stadt um das größte Fernwärmesystem Westeuropas. Etwa ein Drittel der Berliner Haushalte ist daran angeschlossen. Der Kaufpreis liegt bei 1,4 Milliarden Euro.
Fernwärmenetz „zentrale Säule“ der Wärmeversorgung
70 Prozent der Kaufsumme, also 975 Millionen Euro, finanziert das Land Berlin per Nachtragshaushalt mit eigenen Haushaltsmitteln. Für die restlichen rund 425 Millionen Euro nimmt es zusätzliche Darlehen bei der Investitionsbank Berlin auf. Damit wechselt die Vattenfall Wärme Berlin AG komplett den Besitzer. Zukünftig firmiert das Unternehmen als Berliner Energie und Wärme AG (BEW).
Für die Berliner Wärmeversorgung sei das Fernwärmenetz „eine zentrale Säule“, so Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner. Zudem habe es „eine strategische Bedeutung für die Transformation der Energieversorgung“ und die Dekarbonisierung des örtlichen Wärmemarkts. Berlin will 2045 klimaneutral sein. Mit der Rekommunalisierung des Netzes verfolge die Stadt das Ziel einer „sicheren, effizienten und nachhaltigen Energieversorgung zu fairen Preisen“.
„Größte energiepolitische Weichenstellung des Jahrzehnts“
Die Übernahme des Fernwärmenetzes sei für Berlin „die größte energiepolitische Weichenstellung dieses Jahrzehnts“, sagt Energiesenatorin Franziska Giffey. „Die wichtigsten Güter zur Versorgung der Grundbedürfnisse unserer 3,9-Millionen-Metropole – Strom, Wasser und Wärme – sind nun alle in öffentlicher Hand.“ Mit dem Kauf der Vattenfall Wärme Berlin AG wechseln auch rund 2.000 Mitarbeiter in das neue Landesunternehmen. Ursprünglich veräußerte Berlin seine Anteile an der Fernwärmeversorgung 1997 an private Investoren.
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Er arbeitet insbesondere an der Weiterentwicklung der Plattform #stadtvonmorgen und berichtet dabei vorwiegend über urbane Transformationsprozesse. Für die Redaktion von „Der Neue Kämmerer“ beleuchtet er diese Themen aus Perspektive der Kommunalfinanzen. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.