Die Digitalisierung macht auch vor den Kämmereien nicht Halt. In einer aktuellen Befragung bestätigten 81 Prozent der teilnehmenden Kommunen, dass sie bereits elektronische Zahlungen annehmen. Die daraus entstandene Studie „E-Payment und kommunales Finanzmanagement“ konnte auf Antworten von 149 Städten und Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern zurückgreifen.
Einsparpotentiale bei Zahlungsvorgängen
Hintergrund der digitalen Zahlungsangebote ist die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG), das bis Ende 2022 die digitale Bereitstellung von 575 Verwaltungsverfahren verlangt. Viele dieser Verfahren lösen eine Zahlungsverpflichtung aus. Das birgt Einsparpotential. „Die Studie zeigt, dass eine Kommune mit 75.0000 Einwohnerinnen und Einwohnern im günstigsten Fall mehr als 170.000 Euro Personalkosten nur für das Management von Bargeld und Überweisungen aufbringen muss“, schreibt Ralf Linden, Geschäftsführer S-Public Services, im Vorwort zur Studie.
Digitalisierungsrendite erfordert langen Atem
Es gibt jedoch auch einige Hürden, stellt die Studie fest. Dazu zählen der hohe Zeit- und Kostenaufwand bei der Integration in Haushalts-Kasse-Rechnungswesen(HKR)-Systeme, der Datenschutz sowie fehlende interne Kompetenzen und Akzeptanz. Hinzu kommen langsame Prozesse in kommunalen Rechenzentren, zu komplexe Verfahren und die richtige Zahlungszuordnung. Uwe Zimmermann, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, sagt voraus: „Die dringend notwendige Digitalisierung und die damit einhergehende Umsetzung des OZG werden die kommunale Ebene weiter viel Geld und Kraft kosten – und einen langen Atem bis hin zu einer Digitalisierungsrendite.“
Finanzmanagement bleibt vorsichtig
Für die Autoren vom Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge stellen sich den Kommunen außerdem Herausforderungen im Finanzmanagement. So gelte es, angesichts einer erwarteten Verschlechterung der Haushaltslage, den Fokus auf das kommunale Finanz- und Schuldenmanagement zu lenken. Dabei stellten die befragten Kommunen eher ein rückläufiges Kreditangebot mit schlechteren Konditionen fest. Genutzt werden fast ausschließlich Bank- und Kommunaldarlehen mit längeren Zinsbindungen. Das Niedrigzinsumfeld wird kaum genutzt.
g.schilling@derneuekaemmerer.de
Info
Die Befragung fand zwischen dem 1. und 30. April 2022 statt und richtete sich an 691 Städte und Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern. Von diesen Kommunen haben 149 geantwortet. Am stärksten waren Kommunen aus Nordrhein-Westfalen (29 Prozent) und Baden-Württemberg (20 Prozent) vertreten.