Die deutschen Verkehrsunternehmen erwarten aufgrund ausbleibender Fahrgastzahlen in der Coronakrise im kommenden Jahr einen Verlust in Höhe von 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro. Daher fordern sie weitere Coronahilfen von Bund und Ländern für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Es wäre der dritte Rettungsschirm. Im Zusammenhang mit dem Konjunkturpaket erhielten sie 2020 rund 3,3 Milliarden Euro. 2021 beträgt der Verlustausgleich voraussichtlich 3,6 Milliarden Euro.
Fahrgastzahlen noch immer bei 70 bis 80 Prozent
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) macht auf die prekäre Situation aufmerksam. „Die Unternehmen fahren, wie politisch gewünscht, immer noch nahezu 100 Prozent des Angebots bei aktuell 70 bis 80 Prozent der üblichen Fahrgastzahlen“, sagt VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. Dies sei ein wesentlicher Grund für den prognostizierten Verlust.
Hinzu komme das derzeit zunehmende Infektionsgeschehen. Dieses wirke den „massiven Anstrengungen“ der Branche, Fahrgäste für Busse und Bahnen zurückzugewinnen, entgegen.
Starker ÖPNV als Basis für nachhaltige Mobilität
Wer eine nachhaltige Mobilität und die Verkehrswende gestalten wolle, brauche dafür ein starkes ÖPNV-Angebot, so Wolff. „Wenn aber die Verluste für die Branche unverschuldet in die Milliarden gehen, dann drohen am Ende sogar Angebotseinschränkungen im Nahverkehr.“ Das widerspreche den verkehrs- und umweltpolitischen Zielen von Bund und Ländern.
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Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Er arbeitet insbesondere an der Weiterentwicklung der Plattform #stadtvonmorgen und berichtet dabei vorwiegend über urbane Transformationsprozesse. Für die Redaktion von „Der Neue Kämmerer“ beleuchtet er diese Themen aus Perspektive der Kommunalfinanzen. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.