Karriere

Kämmerer – die Schatzmeister der Kommunen

Welche Karrieremöglichkeiten stehen Kämmerinnen und Kämmerern innerhalb und außerhalb der öffentlichen Verwaltung offen? DNK berichtet über spannende Karrierewege und -perspektiven.

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Der Kämmerer einer Kommune ist für die Kommunalfinanzen zuständig. Der Begriff ist in einigen deutschen Bundesländern im Kommunalrecht geregelt. In anderen Bundesländern heißt der Chef der Kommunalfinanzen offiziell etwa Leiter der Finanzverwaltung. Kämmerinnen und Kämmerer sind in der Regel für die Ämter oder Fachbereiche Kämmerei, Kasse und Steueramt verantwortlich. Die genaue Ausgestaltung der Tätigkeit des Kämmerers variiert allerdings von Kommune zu Kommune. In vielen Städten, Gemeinden und Kreisen ist dem Kämmerer etwa auch das Beteiligungsmanagement unterstellt.

Kämmerer in den unterschiedlichen Bundesländern

Der Kämmerer ist in den größeren Kommunen der Bundesländer Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ein Wahlbeamter und Finanzdezernent in der Verwaltung. Die genaue Definition des Berufsbildes ist in den jeweiligen Gemeindeordnungen zu finden.

Kämmerer in Hessen: Die Hessische Gemeindeordnung definiert: „In Städten führen der mit der Verwaltung des Finanzwesens beauftragte hauptamtliche Beigeordnete die Bezeichnung Stadtkämmerer, die übrigen Beigeordneten die Bezeichnung Stadtrat“ (§ 45 (2) HGO).

Kämmerer in Niedersachsen: Laut dem niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz kann „die für das Finanzwesen zuständige Beamtin auf Zeit oder der für das Finanzwesen zuständige Beamte auf Zeit […] folgende Bezeichnungen erhalten: 1. in Gemeinden: Gemeindekämmerin oder Gemeindekämmerer, 2. in Städten: Stadtkämmerin oder Stadtkämmerer und 3. in Samtgemeinden: Samtgemeindekämmerin oder Samtgemeindekämmerer“ (§ 81 (1) NKomVG).

Kämmerer in Nordrhein-Westfalen: In NRW bildet der Kämmerer laut der Gemeindeordnung für das Land zusammen mit dem Bürgermeister und eventuell bestellten Beigeordneten den Verwaltungsvorstand (§ 70 (Fn 34) (1) GO NRW). Zudem muss in „kreisfreien Städten […] ein Beigeordneter als Stadtkämmerer bestellt werden“. (§ 71 (Fn 40) (4) GO NRW)

Kämmerer in Brandenburg: In Brandenburg werden die Aufgaben des Kämmerers ebenfalls in der Kommunalverfassung definiert, er ist jedoch kein Wahlbeamter: „Die Aufstellung des Haushaltsplans, der mittelfristigen Ergebnis- und Finanzplanung, des Jahresabschlusses und des Gesamtabschlusses sowie die Haushaltsüberwachung und die Verwaltung des Geldvermögens und der Schulden sollen bei einem Beschäftigten (Kämmerer) zusammengefasst werden.“ (§ 84 BbgKVerf)

In den übrigen Bundesländern ist die Bezeichnung Kämmerer, beziehungsweise Kämmerin für die Finanzverantwortlichen ebenfalls geläufig; jedoch ist der Begriff hier nicht rechtlich geregelt. Aus einer Drucksache des Schleswig-Holsteinischen Landtags von 2019 wird etwa deutlich: „Anders als in den Kommunalverfassungen anderer Bundesländer (z. B. Nordrhein-Westfalen) muss in den Verwaltungen Schleswig-Holsteins […] nicht zwingend eine Kämmerin oder Kämmerer tätig sein. Es bestehen keine einer Kämmerin oder einem Kämmerer zugewiesenen gesetzlichen Aufgaben oder Pflichten.“

Was macht ein Kämmerer eigentlich?

Der Begriff Kämmerer stammt von dem lateinischen Begriff „camera“, zu Deutsch Vorratskammer, Schatzkammer oder auch Staatskasse. Historisch wachte der Kämmerer, beziehungsweise Kammerherr, über den königlichen Schatz oder die königlichen Wohnräume. Im Mittelalter war der Kämmerer ein Hofamt. Landeskämmerer waren schon damals in einigen Provinzen für die herrschaftlichen Einnahmen zuständig.

Heute ist die Berufsbeschreibung des Kämmerers vielfältig: Häufig kümmert sich der Leiter der Finanzverwaltung um mehrere Querschnittsthemen. Der Kämmerer hat Führungsverantwortung und ist in der Regel Vorgesetzter mehrerer Mitarbeiter. Seine Aufgaben variieren je nachdem, in welcher Art von Kommune der Kämmerer tätig ist: einer kleinen Gemeinde, einer größeren Stadt oder in einem Landkreis. Zu den Kernaufgaben eines Kämmerers gehören etwa die Haushaltsaufstellung, die Bewirtschaftung, der Jahresabschluss sowie der Bereich des Zins– und Schuldenmanagements.

Zusätzlich kümmert sich der Kämmerer oder die Kämmerin in vielen Gemeinden um andere Themenbereiche wie beispielsweise die Beteiligungen und Eigenbetriebe, wie im baden-württembergischen Weingarten. Im niedersächsischen Göttingen ist der Dezernent für Finanzen etwa auch für Ordnung und Feuerwehr zuständig. Der Kämmereileiter ist zumeist der Amtsleiter der Kämmerei und nicht mit dem Kämmerer zu verwechseln.

Aufgaben eines Kämmerers

Durch die Finanzplanung bestimmen Kämmerinnen und Kämmerer maßgeblich die Aktivitäten der anderen Verwaltungsabteilungen und somit der Kommune mit. Hierfür sind Haushaltsberatungen mit den anderen Abteilungen notwendig, und der Kämmerer muss sich manchmal gegen Vorhaben aussprechen. Der ehemalige Lüdenscheider Kämmerer Karl Heinz Blasweiler sagte hierzu etwa im Gespräch mit Der Neue Kämmerer: „Wir Kämmerer werden im Gegensatz zu Bürgermeistern selten mit schönen Projekten in der Zeitung abgelichtet und gelten eher als die Neinsager in der Verwaltungsspitze.“

Der Kämmerer ist sowohl mit den Bürgern also auch mit Vertretern der Politik in engem Austausch. Größere Bauprojekte muss er Kommunalpolitikern etwa erklären, präsentieren und vorrechnen. Auch bereits gefällte Entscheidungen der Politik muss ein Kämmerer bisweilen infrage stellen.

Eine Hauptaufgabe des Kämmerers ist in vielen Gemeinden, die Schuldenquote gering zu halten. Dafür darf die Schere zwischen oftmals rückläufigen Steuereinnahmen und steigenden Sozialausgaben nicht zu sehr auseinandergehen. Als Instrumente stehen dem Kämmerer Maßnahmen zur Einnahmensteigerung etwa über eine Steuererhöhung oder Ausgabenkürzungen, zum Beispiel durch eine Haushaltssperre, zur Verfügung.

Wie wird man Kämmerer?

So vielfältig wie die Aufgabenbeschreibung und die Bezeichnung des Kämmerer-Jobs kann auch der Karriereweg zum Kämmerer sein. Während der Kämmerer in einigen Bundesländern vom Rat gewählt wird, führen anderenorts unterschiedliche Wege in die Kämmerei.

Eine Berufsausbildung oder ein Studium zum Kämmerer gibt es nicht. Der klassische Dienstweg führt über eine Ausbildung in einer Kommunalverwaltung in die Kämmerei. Aber auch ein Studium der Betriebswirtschaftslehre kann die Karriere-Türen in die Kämmerei öffnen. Zudem gibt es Hochschulen und Fachhochschulen für die öffentliche Verwaltung, bei denen das Studium häufig mit Verwaltungspraktika verbunden ist. Diese qualifizieren Absolventen für das obere und mittlere Management im öffentlichen Sektor, unter anderem in den Kommunalverwaltungen.

Gleichzeitig gibt es viele Quereinsteiger, die Kämmerer oder Kämmerin sind: Anja Gerullis hat zum Beispiel Rechtswissenschaften studiert und zunächst in einem großen Unternehmen sowie bei einem Wohlfahrtsverband gearbeitet, bevor sie Amtsleiterin für Finanzen und Beteiligungsmanagement im Saale-Holzlandkreis wurde. Timo Arnold war beispielsweise Soldat, bevor er Kämmerer wurde.

Was verdient ein Kämmerer?

Wie viel ein Kämmerer im Monat verdient hängt davon ab, in welcher Art von Kommune und in welcher Region er angestellt ist, sowie von der Einwohnerzahl und seinem Verantwortungsbereich. Da ein Kämmerer in den größeren Kommunen der Länder Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen als Wahlbeamter Dezernent für das Finanzdezernat ist, wird er hier nach der Beamtenbesoldungstabelle bezahlt.

Die Eingruppierungsverordnung Nordrhein-Westfalens schreibt etwa vor, dass die Ämter der Wahlbeamten auf Zeit nach der Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde eingeordnet werden müssen. Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern können „das Amt der Kämmerin oder des Kämmerers und einer oder eines weiteren Beigeordneten in die Höchstbesoldungsgruppe eingruppieren, die für die sonstigen Beigeordneten vorgesehen ist“ (§ 2 (Fn 3) (5) EingrVO).

Die Besoldungsgruppe reicht hier für Beigeordnete von A13 in Kommunen mit bis zu 10.000 Einwohnern bis zu B9 in Kommunen mit über 750.000 Einwohnern. In Nordrhein-Westfalen entspricht der Grundgehaltssatz mit Stand vom 1. Januar 2021 für A13 mindestens 4.463,40 Euro im Monat und 11.708,26 Euro im Monat für B9.

Der Wechsel in einen Landkreis oder Kreis ist laut Alexandra Franz, verantwortlich für den öffentlichen Sektor und Partnerin bei der Personalberatung Executive Services Group, meist mit mehr Verantwortung sowie einer höheren Vergütung verbunden. Die Dotierung im öffentlichen Bereich hängt laut Franz auch damit zusammen, wie komplex die Verantwortung ist.

Kämmerer Stellenangebote

Stellenangebote für den Job des Kämmerers schreiben die Kommunen in der Regel öffentlich aus. Die Ausschreibungen werden in Tageszeitungen, amtlichen Veröffentlichungsblättern oder auf Internetportalen veröffentlicht. Wenn die Stellen auf den Internetseiten der Gemeinden, Städte und Kreise zu finden sind, werden sie in der Regel auch von Suchmaschinen und Online-Jobbörsen aufgegriffen. Auch auf der Internetseite von Der Neue Kämmerer veröffentlichen regelmäßig Kommunen ihre Stellenangebote für Kämmerinnen und Kämmerer.

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