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Stadtwerke mit robusten Ergebnissen

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Die ersten Jahresergebnisse der deutschen Stadtwerke für 2022 zeigen deutliche Spuren der vergangenen Marktturbulenzen: In Hannover stiegen die Umsätze von Enercity um erstaunliche 61 Prozent zum Vorjahr. In der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens erklärte die Vorstandsvorsitzende Susanne Zapreva die kräftige Zunahme auf 8,1 Milliarden Euro mit zusätzlichen Kunden und einem starken Preisanstieg. Gleichzeitig seien die abgesetzten Strom- und Gasmengen um 2,7 Prozent beziehungsweise 21,6 Prozent gesunken.

Enercity steigert EBITDA deutlich

In der Gewinn- und Verlustrechnung des mehrheitlich kommunalen Energieversorgers geht das Umsatzwachstum mit einem deutlichen Anstieg des Materialaufwands einher. Unter dem Strich bleibt ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 408,4 Millionen Euro. Das waren immerhin 23,4 Prozent mehr als 2021. Das Ergebnis nach Abschreibungen (EBIT) stieg nur leicht um 3,2 Prozent auf 218,5 Millionen Euro, da die Abschreibungen auf fossile Technologie erhöht wurden. Die Stadt Hannover ist über die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (VVG) mit circa 60 Prozent an Enercity beteiligt.

Geringer Ergebnisrückgang bei Mainova

Die Frankfurter Mainova steigerte ihren Umsatz 2022 um 57 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Hier stieg der Stromverkauf um 25 Prozent, der Gasabsatz um 50 Prozent und der Handel sogar um 137 Prozent. In der Ergebnisrechnung konnte 2022 ein bereinigtes Konzernergebnis von 125,4 Millionen Euro verbucht werden. Gegenüber 2021 sank es um 40,4 Millionen Euro. Der Wertbeitrag für die Stadt Frankfurt am Main ging von 131 auf 113 Millionen Euro zurück.

Investitionen in den Umbau

Beide Versorger investieren kräftig in den Umbau der Energieerzeugung. Bei Enercity stiegen die Investitionen 2022 um 66,1 Prozent auf 283,9 Millionen Euro. Die Hannoveraner bauen insbesondere ihre Kapazitäten im Bereich Windenergie, Photovoltaik, Ladeinfrastruktur für E-Mobilität und Fernwärme aus. Die Mainova verdoppelte ihre Investitionen gegenüber 2021 auf 340 Millionen Euro. Sie erhöhte vor allem die Mittel für Erneuerbare Energien und Energiedienstleistungen sowie für Kraftwerke und Fernwärme deutlich.

Ausblick bleibt vorsichtig

Die Enercity-Vorstandsvorsitzende Zapreva schätzte die Aussichten für die Energieversorgung im weiteren Jahr dennoch zurückhaltend ein: „Wir gehen davon aus, dass wir noch einen ‚heißen‘ Herbst und Winter haben werden.“ Energiesparen sei weiterhin nötig. Im vergangenen Jahr habe man Gas einsparen müssen und die Gaskraftwerke um 40 Prozent zurückgefahren. Dagegen stieg der Einsatz der Kohle um 30 Prozent. Parallel baute Enercity jedoch die Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Energie aus und kommt dabei im neuen Geschäftsjahr auf einen Anteil von 50 Prozent an der Energieerzeugung. 2022 betrug der Anteil noch 35 Prozent.

Ausstieg aus der Kohle

Der Vorstandsvorsitzende der Mainova, Constantin H. Alsheimer, kündigte an, dass sein Unternehmen bis 2026 aus der Kohlverstromung aussteigen werde. Die Investitionen sollen 2023 auf 605 Millionen Euro steigen. Die Schwerpunkte werden auf Vertrieb, Digitalisierung und Infrastruktur gelegt. 50 Prozent der zukünftigen Investitionen sollen in die Energiewende fließen.

g.schilling@derneuekaemmerer.de

Info

Beide Vorstandsvorsitzenden scheiden zum Jahresende 2023 aus den Unternehmen aus. Susanne Zapreva wechselt von Enercity zur österreichischen Verbund AG. Constantin H. Alsheimer beendet seine Tätigkeit für die Mainova und wird Vorstand der Thüga. Weitere Beiträge finden Sie auf unserer Themenseite Stadtwerke.
Gunther Schilling

Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Für „Der Neue Kämmerer“ schreibt er insbesondere über die Themen Haushalt und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „Der Neue Kämmerer“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.