Stadtbewohner möchten in Smart Cities leben und würden dafür auch zahlen. Das ergab die globale Studie „Street Smart: Putting the Citizen at the Center of Smart City Initiatives“, für die das IT-Dienstleistungsunternehmen Capgemini im April dieses Jahres 10.000 Bürger und über 300 städtische Führungskräfte in zehn Ländern, einschließlich Deutschland, befragte.
Laut der Studie halten mehr als die Hälfte der Bürger Smart Cities für nachhaltig (58 Prozent) und gehen davon aus, dass deren städtische Leistungen besser sind als die herkömmlicher Städte (57 Prozent). Die gute Nachricht für Kämmerer: Rund jeder Dritte signalisierte die Bereitschaft, für Smart-City-Maßnahmen zu zahlen (in Deutschland 30 Prozent).
Smart-City-Umsetzung lässt zu wünschen übrig
Allerdings hapert es vielerorts noch an der Umsetzung. Nur jede zehnte städtische Verwaltung gab an, dass ihre Stadt bei der Umsetzung umfassender Smart-City-Konzepte fortgeschritten sei. Knapp ein Viertel (22 Prozent) hat demnach überhaupt erst mit der Einführung von Maßnahmen begonnen.
Das sehen auch die Bürger so. Demnach erfüllen viele Städte die gestiegenen Erwartungen ihrer Bürger im digitalen Zeitalter bisher noch nicht. Rund 40 Prozent der befragten Bürger gaben an, dass es an ihrem bisherigen Wohnort Schwachpunkte gebe, die sie zum Umzug bewegen könnten.
Nachhaltigkeit als wichtiger Zukunftsfaktor
Dabei spielt Nachhaltigkeit für Städter offenbar eine große Rolle. 42 Prozent der Befragten nannten die Umweltverschmutzung als ein wesentliches Problem in ihrem bisherigen Lebensumfeld, 36 Prozent die geringe Anzahl an städtischen Nachhaltigkeitsinitiativen.
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Auch unter den städtischen Führungskräften erkennt offenbar fast die Hälfte (42 Prozent) einen Mangel an Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den vergangenen drei Jahren. In Zeiten der Coronakrise ist das Thema Nachhaltigkeit auf der politischen Agenda zugunsten von gesundheits- und haushaltspolitischen Maßnahmen zudem weiter nach hinten gerutscht.
OZG-Schwung nutzen
Aber auch andere Punkte sind für die deutschen Großstädter wichtig. Hierzulande würden die Bürger von Frankfurt und Hamburg am häufigsten für intelligente Lösungen zur Wasserversorgung zahlen. In anderen Großstädten stehen Verbesserungen im Bereich Mobilität und Transport an erster Stelle.
Trotz aller positiver Signale seitens der Bürger stellt bisher die Finanzierung von Smart-City-Maßnahmen für die Führungskräfte städtischer Verwaltungen das größte Problem dar (70 Prozent). Rund zwei Drittel (68 Prozent) haben außerdem Schwierigkeiten, digitale Plattformen für umfassende Smart-City-Initiativen zu organisieren.
Marc Reinhardt, Leiter Public Sector bei Capgemini in Deutschland empfiehlt deshalb, die Erfahrungen aus der OZG-Umsetzung auch für Smart-City-Projekte zu nutzen. Die Bürger seien schon einen Schritt weiter und würden zusätzlich zur digitalen Verwaltung die Umgestaltung zur Smart City fordern. Die so gesparten Mittel und Kapazitäten könnten Kämmerer demnach in weitere intelligente Projekte investieren.
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